Spinnradl: Unterschied zwischen den Versionen
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Laut [https://www.volkstanz.at/FKreis/2014/FK_2015_2.pdf Fröhlicher Kreis 2/2015], Artikel "Die Galizische Kreuzpolka und andere Mazurken im Österreichischen Volkstanz" auf Seite 13 stammen die Figuren dieses Tanzes aus der Mazurka der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. | |||
Herbert Lager schrieb aber 1969: | |||
Der Spinnradltanz ist aus dem oberösterreichischen Mühlviertel, dem nördlichen Niederösterreich, dem Innviertel, dem Böhmerwald und dem bayrischen Wald sowie aus Oberbayern überliefert. Die Tanzform kann man wohl als eine Restform des alpenländischen „Steirischen“ auffassen, die aber, in Verbindung mit dern Vorwartsschreiten, einen ansprechenden, sehr abgerundet wirkenden Tanz darstellt. Die „Wickelfigur“ dieses Tanzes dürfte in einem ursachlichen Zusammenhang mit dem Namen stehen, zu dessen Verbreitung allerdings das dazugehörige Tanzlied vom Spinnradldrahn in erster Linie beigetragen hat. Wie Leopold Schmidt im Jg. 35 (1933) der Zeitschrift „Das deutsche Volkslied“, S. 3 ff., ausführlich auseinandersetzte, ging die Verbreitung des Liedes weit über jene des Tanzes hinaus. So wurde es u. a. - vielleicht schon in theresianischer Zeit -als Arbeitshauslied in Wien gesungen, aus dem steirischen Pretulgebiet zeichnete er eine Spielart auf, die noch als richtiges Tanzlied betrachtet werden kann: | |||
Mein Våda hat gsågt, i soll schen daham bleibm, | |||
Solls Wickerl aufsteckn unds Spinnradl treibn. | |||
Zwegn an Spinnradl, zwegn an Spinnradl, zwegn an Spinnradl treibn, | |||
Zwegn an Spinnradl, zwegn an Spinnradl, zwegn an Spiıınradl treibn. | |||
Mei Våta hat gsågt, i soll bessa hausn, | |||
Soll d'Katz vakaufn, soll selba mausn. | |||
Zwegn usw. | |||
Ein sehr ähnliches Spinnradllied zeichnete Erna Schützenberger aus dem bayrischen Wald auf | |||
Gråd zwenga dem Spinnradldrahn, weil i°s gern drah, | |||
Iatzt hab i's erst gestern draht, drah i's heut a | |||
Di ri~di ri di o ri di o ri usw. | |||
Mei Muada hat gsågt, i soi dahoam bleibn, | |||
Soll's Rüpferl åspinna und's Raderl umtreibn. | |||
Dös Ding hån i tan und bin dahoarn bliebn | |||
Hån’s Rüpferl ågspunna und's Raderl umtriebn. | |||
Selbst die Volksmusikanten des alten Wien haben einen „Spinnradltanz“ gekannt, dessen Melodie sehr ähnlich, aber bereits zu einem Instrumentalstück ausgebaut war. (E. Kremser, Wiener Lieder und Tänze, II, S. 238.) | |||
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Aufgezeichnet in Klaffer (Mühlviertel), Raabs und Aspang (Niederösterreich), Kärnten | Aufgezeichnet in Klaffer (Mühlviertel), Raabs und Aspang (Niederösterreich), Kärnten | ||
== Noten == | == Noten == | ||
Version vom 6. August 2017, 08:31 Uhr
Version 1 (paarweise)
Aufgezeichnet 1930 in Nottau und anderen Orten von Erna Schützenberger
Paartanz, Tänzer links neben der Tänzerin, Rheinländerfassung.
1. Figur
Takt 1-4: Vier Dreitritt-Schritte vorwärts in Tanzrichtung, mit den Außenfüßen beginnend.
Takt 5-8: Dasselbe rückwärts.
2. Figur
Takt 9-16: Walgen: Tänzer und Tänzerin drehen sich abwechselnd unter den etwas über Kopfhöhe erhobenen Armen durch, die Tänzerin nach rechts und dann der Tänzer nach links, die Tänzerin dreht 4 mal, der Tänzer 3 mal zur Gegenüberstellung. Die gefassten Hände werden knapp über dem Kopf des Drehenden gehalten.
Takt 17-24: Walgen gegengleich zu Takt 9-16, die Tänzerin beginnt mit der Drehung nach links.
Version 2 (mit 2 Tänzerinnen, Spinnradl zu dritt)
Aufgezeichnet 1924 von Hermann Derschmidt in Klaffer im Mühlviertel.
Dreiertanz, 2 Tänzerinnen stehen knapp hinter dem Tänzer und fassen ihre inneren Hände. Der Tänzer steht in der Mitte vor den Tänzerinnen und fasst ihre äußeren Hände bei gestreckten Armen in Hüfthöhe. Blick in Tanzrichtung.
1. Figur
Takt 1-8: Die Dreiergruppe geht im getretenen Dreitritt-Schritt, mit den linken Füßen beginnend und den jeweiligen 1. Taktteil leicht betonend, in Tanzrichtung. Der Tänzer kann dabei leicht abwechselnd zur linken und rechten Tänzerin zurückblicken.
2. Figur
Takt 9: Der Tänzer zieht die Tänzerinnen sanft nach vor und schlüpft mit gebeugtem Oberkörper nach rückwärts unter den gefassten Armen der Tänzerinnen durch, worauf die rechte Tänzerin eine ganze Drehung linksherum als Vorbereitung zum Durchschlüpfen (Hände werden dabei nicht über den Kopf gehoben) ausführt.
Takt 10: Die rechte Tänzerin schlüpft nun nach rückwärts zwischen Tänzer und Tänzerin durch, während die linke Tänzerin sich nach rechts auszudrehen beginnt. Gleichzeitig bewegt sich der Tänzer an der rechten Tänzerin gegen den Uhrzeigersinn nach vor.
Takt 11: Die linke Tänzerin vollendet das Ausdrehen, auch der Tänzer ist nun vor den Tänzerinnen eingelangt und dreht sich nach links aus, sodass die Ausgangsstellung wieder hergestellt ist.
Takt 12-14: Wie II 9-11
Takt 15-16: 3 Gehschritte in Tanzrichtung mit anschließendem beidbeinigen, federnden Schlusssprung im 16. Takt.
Takt 17-24: Wiederholung der Takte 9-16, worauf wieder mit dem Vorwärtsgehen begonnen wird.
Zur Ausführung
Die Dreiergruppe bewegt sich ständig - auch beim Durchschlüpfen, das immer im 1. Taktviertel erfolgt - in Tanzrichtung weiter. Beim "Durchschlüpfen" und "Radeln" bleibt das Dreigespann nahe beisammen, wobei die Hände weder über den Kopf gehoben werden noch sich die Tanzenden zusammenkauern.
Spinnradltanz aus dem Böhmerwald
Ausgangsstellung
Paartanz im Kreis, offene Fassung
Tanzbeschreibung 1. Figur
Takt 1-8: Langsamer Schrittwechselgang, Tänzer beginnt links, Tänzerin rechts.
2. Figur
Takt 9 - Schluss: Die Tanzenden drehen sich unter dem erhobenen Arm nach außen durch. Auf jeden Takt fällt eine Drehung.
Das Durchdrehen kann auch mit Zweihandfassung oder mit Zweihandfassung über Kreuz erfolgen.
Zum Tanz
Laut Fröhlicher Kreis 2/2015, Artikel "Die Galizische Kreuzpolka und andere Mazurken im Österreichischen Volkstanz" auf Seite 13 stammen die Figuren dieses Tanzes aus der Mazurka der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Herbert Lager schrieb aber 1969:
Der Spinnradltanz ist aus dem oberösterreichischen Mühlviertel, dem nördlichen Niederösterreich, dem Innviertel, dem Böhmerwald und dem bayrischen Wald sowie aus Oberbayern überliefert. Die Tanzform kann man wohl als eine Restform des alpenländischen „Steirischen“ auffassen, die aber, in Verbindung mit dern Vorwartsschreiten, einen ansprechenden, sehr abgerundet wirkenden Tanz darstellt. Die „Wickelfigur“ dieses Tanzes dürfte in einem ursachlichen Zusammenhang mit dem Namen stehen, zu dessen Verbreitung allerdings das dazugehörige Tanzlied vom Spinnradldrahn in erster Linie beigetragen hat. Wie Leopold Schmidt im Jg. 35 (1933) der Zeitschrift „Das deutsche Volkslied“, S. 3 ff., ausführlich auseinandersetzte, ging die Verbreitung des Liedes weit über jene des Tanzes hinaus. So wurde es u. a. - vielleicht schon in theresianischer Zeit -als Arbeitshauslied in Wien gesungen, aus dem steirischen Pretulgebiet zeichnete er eine Spielart auf, die noch als richtiges Tanzlied betrachtet werden kann:
Mein Våda hat gsågt, i soll schen daham bleibm, Solls Wickerl aufsteckn unds Spinnradl treibn. Zwegn an Spinnradl, zwegn an Spinnradl, zwegn an Spinnradl treibn, Zwegn an Spinnradl, zwegn an Spinnradl, zwegn an Spiıınradl treibn. Mei Våta hat gsågt, i soll bessa hausn, Soll d'Katz vakaufn, soll selba mausn. Zwegn usw.
Ein sehr ähnliches Spinnradllied zeichnete Erna Schützenberger aus dem bayrischen Wald auf
Gråd zwenga dem Spinnradldrahn, weil i°s gern drah, Iatzt hab i's erst gestern draht, drah i's heut a Di ri~di ri di o ri di o ri usw. Mei Muada hat gsågt, i soi dahoam bleibn, Soll's Rüpferl åspinna und's Raderl umtreibn. Dös Ding hån i tan und bin dahoarn bliebn Hån’s Rüpferl ågspunna und's Raderl umtriebn.
Selbst die Volksmusikanten des alten Wien haben einen „Spinnradltanz“ gekannt, dessen Melodie sehr ähnlich, aber bereits zu einem Instrumentalstück ausgebaut war. (E. Kremser, Wiener Lieder und Tänze, II, S. 238.)
Quelle
- Österreichische Volkstänze, Zweiter Teil, Raimund Zoder, Österreichischer Bundesverlag, 1948
- Herbert Lager: Österreichische Tänze, 2. Teil. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1969, S. 12
- Unsere Tänze, Herbert Lager, Wien 1943
- Karl Haiding und Arthur Nowy, Tänze unserer Gemeinschaft, 1937 im Auftrag der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude", Wolfenbüttel.
- Bunte Tänze, Achter Band: Deutsche Volkstänze aus dem Böhmerwald, Ludwig Hoidn, 1930
- Spinnradl, unser Tanzbuch, erste Folge
- Tänze aus Oberösterreich (Buch)
- "Steirisch Tanzen", Volkstanzmappe Fritz Frank, Arge Volkstanz Steiermark 2008
- Volkstanzmappe A
- Harald Dreo, Volkstänze aus dem Burgenland, Burgenländisches Volksliedwerk, 1977.
- Tanzbuch "Volkstanz in Salzburg"
- Tänze unserer Heimat, zweiter Teil, Dr. Hermann Jülg
- Fünfundzwanzig alte deutsche Tänze
- 36 Heimattänze (Siegfried Knirsch)
- Tänze unserer Heimat (Rittner)
- Bunte Tänze aus Österreich
- Spinnradl zu zweit siehe auch Tanzbeschreibung auf Volkstanzkreis Freising
- Spinnradl zu dritt siehe auch Tanzbeschreibung auf Volkstanzkreis Freising
- Deutsche Volkstänze 3, Die Sudetendeutschen Volkstänze 2.Teil, herausgegeben von Oswald Fladerer, Bärenreiter-Verlag 1930
- Übertragen von Volksmusik und Volkstanz im Alpenland
Aufgezeichnet in Klaffer (Mühlviertel), Raabs und Aspang (Niederösterreich), Kärnten
Noten
MP3-Datei
CD
- Taktvoll vokal, gesungene Volkstänze
- Sou tanz'n mia
- Steirisch Tanzen
- Volkstänze aus dem Burgenland
- Volkstanz in Salzburg
- Husig tanzt
- Tänze aus Oberösterreich, CD 1
- Tänze aus Oberösterreich, CD 5
- Dellnhauser Tanzbodenlust
- Danz mit 3
- Sudetendeutsche Volkstänze
- Volkstänze aus der Steiermark
- Aufg'spielt zum Tanz (Südtirol)
- Sou tanz'n mia
Liedtexte
- Auf der Seite "Zwegn an Spinnradl" ist ein Tanzlied zu diesem Tanz angeführt.
- Weitere Gstanzln auf Waldviertler Landlergstanzln.
- Auf taktvoll vokal PDF finden Sie weitere Liedtexte zu diesem Tanz.
Videos
Spinnradl zu zweit bei einem Tanzkurs der Union Wien
Spinnradl zu zweit bei einem Zechentreffen in Oberösterreich
Spinnradl zu dritt aus Pamhagen im Burgenland
Diese sowohl in Tanzausführung als auch in Melodie stark modernisierte Form stammt aus Nordrhein-Westfalen.
Grundtanz
Der Tanz gehört zu den erweiterten Österreichischen Grundtänzen.