Woaf: Unterschied zwischen den Versionen

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* [[Unsere Tänze]], Herbert Lager, Wien 1943
* [[Unsere Tänze]], Herbert Lager, Wien 1943
* [[Volkstanz in Salzburg|Tanzbuch "Volkstanz in Salzburg"]]
* [[Volkstanz in Salzburg|Tanzbuch "Volkstanz in Salzburg"]]
* [https://www.volkstanzkreis-freising.de/tanzbeschreibungen/woaf.html Volkstanzkreis Freising]
* [https://www.bairisch-landlerisch.de/woaf Volkstanzkreis Freising]
* Kreiswoaf, Beschreibung von Franz Fuchs nach der Ausführung in Volkstanzgruppen in und rund um Wien.
* Kreiswoaf, Beschreibung von Franz Fuchs nach der Ausführung in Volkstanzgruppen in und rund um Wien.
* Gruppen-Woaf: Flugblatt, 1990 verfasst von Christine Lhotka, Kierling für die ARGE Seniorentanz Österreich.
* Gruppen-Woaf: Flugblatt, 1990 verfasst von Christine Lhotka, Kierling für die ARGE Seniorentanz Österreich.

Version vom 18. April 2020, 15:20 Uhr

Weifentanz, Webertanz, Wåf, (Schönhengstgau, Sudetenland, Südmähren, Bayern)

Das Wort Woaf leitet sich von Weife ab, ein anderer Ausdruck für Haspel, das Gerät, auf dem gesponnenes Garn aufgewickelt wurde. Die drehende Bewegung der Haspel spiegelt sich in dem Tanzteil wider, wo die Tänzerin den Tänzer umrundet.

Ausgangsstellung

Der Tänzer steht hinter seiner Partnerin, beide blicken in die Tanzrichtung. Er fasst ihre gleichnamigen Hände, die sie ihm über ihre Schultern nach hinten entgegen reicht.

Tanzbeschreibung

Takt 1: Tänzer und Tänzerin schreiten (links beginnend) auf das erste Viertel schräg vorwärts links aus und stellen den rechten Fuß auf das zweite Viertel unbelastet bei (Nachführschritt oder Wiegeschritt). Während der Tänzer sich dabei nur wenig nach links wendet, dreht er seine Partnerin etwas stärker nach links.

Takt 2: Beide machen, rechts ausschreitend, den gegengleichen Nachführschritt, also schräg rechts vorwärts. Der sich nun leicht rechts wendende Tänzer dreht seine Partnerin etwas stärker als sich selbst nach rechts.

Takt 3 - 4: Die Takte eins und zwei werden wiederholt.

Takt 5 - 8: Ohne die Fassung zu lösen, hebt der Tänzer die Hände über Kopfhöhe, dreht die Tänzerin nahezu eine halbe Umdrehung nach rechts (im Uhrzeigersinn) und führt sie, die das Umtanzen ihres Partners mit kleinen Gehschritten vollführt, bei erhobenen Händen an seiner rechten Seite vorbei, hinter sich herum an seine linke Seite. Danach gelangt die Tänzerin durch eine ganze Rechtsdrehung (im Uhrzeigersinn) wieder zur Ausgangsstellung vor ihren Partner. Der Tänzer geht während dieser vier Takte mit kurzen Nachführschritten vorwärts.

Laut Trude Derschmidt aus Mährisch-Trübau wurde diese Form durchgehend mit Dreierschritten getanzt. Laut "Schönhengster Volkstänze" mit Wiegeschritten.

Zweite Variante (Nachstellschritt)

Takt 1: Tänzer und Tänzerin wenden sich etwas nach links, schreiten (links beginnend) auf das erste Viertel schräg links vorwärts aus und stellen den rechten Fuß auf das zweite Viertel belastet bei (Nachstellschritt).

Takt 2: Tänzer und Tänzerin schreiten auf das 1. Viertel noch einmal schräg vorwärts links aus und stellen den rechten Fuß auf das 2. Viertel unbelastet bei (Nachführschritt).

Takt 3 - 4: Nun wenden sich beide ebenso nach rechts und machen, rechts beginnend, einen Nachstellschritt und einen Nachführschritt schräg rechts vorwärts. Ohne die Fassung zu lösen, hebt der Tänzer die Hände über Kopfhöhe, dreht die Tänzerin nahezu eine halbe Umdrehung nach rechts (im Uhrzeigersinn) und führt sie, die das Umtanzen ihres Partners mit neun kleinen Gehschritten vollführt, bei erhobenen Händen an seiner rechten Seite vorbei, hinter sich herum an seine linke Seite. Danach gelangt die Tänzerin durch eine ganze Rechtsdrehung (im Uhrzeigersinn) wieder zur Ausgangsstellung vor ihren Partner. Der Tänzer geht während dieser vier Takte mit kurzen Nachführschritten vorwärts. Abschluss mit einem kurzen Schlusstritt rückwärts (gegen die Tanzrichtung).

Laut Herta Prohaska wurde nur diese Form um 1930 im Schönhengstgau getanzt. Ihre Mutter hatte ihn "immer schon" so getanzt.
Laut Gerhard Rittner wurde diese Variante in Sudetenschlesischen und nordmährischen Jugendgruppen entwickelt.
Herbert Lager meinte, diese Version sei aus nationalistischen Gründen (pathetischer Tanz um die Fahne) in der Zwischenkriegszeit geschaffen worden. Ich meine, ähnliche Formen gibt es auch anderswo, etwa in Niederösterreich (Steirischer Landler). Möglicherweise wurde die Version nur aus den von Lager angeführten Gründen bevorzugt.

Dritte Variante (Rheinländerfigur)

Takt 1 - 4: Ausführung (Nachstell- und Nachführschritte) oder Dreierschritte (Bayern) wie in der ersten Variante.

Takt 5 - 6: Der Tänzer dreht seine Partnerin cirka eine Achteldrehung nach links und blickt ihr über ihre Schulter ins Gesicht. Dann dreht er sie zurück und weiter ebenso nach rechts und blickt über ihre rechte Schulter in ihr Gesicht.

Takt 7 - 8: Danach löst der Tänzer die Fassung seiner linken Hand, hebt seine Rechte und dreht die Tänzerin einmal nach links (gegen den Uhrzeigersinn) und nimmt wieder Ausgangsstellung ein. Der Tänzer geht während dieser vier Takte mit kurzen Nachführschritten vorwärts.

Vierte Variante (Walgen)

Takt 1 - 4: Ausführung (Nachstell- und Nachführschritte) wie in der ersten Variante.

Takt 5: Ohne die Fassung zu lösen, hebt der Tänzer die Hände über Kopfhöhe, dreht die Tänzerin eine halbe Umdrehung nach links (gegen den Uhrzeigersinn) und lässt die Hände oben. Die Tänzerin blickt jetzt gegen die Tanzrichtung.

Takt 6 - 7: Nun dreht sich der Tänzer eine ganze Umdrehung nach rechts (im Uhrzeigersinn).

Takt 8: Der Tänzer dreht seine Partnerin mit einer weiteren halben Drehung nach links wieder zur Tanzrichtung und senkt die gefassten Hände über ihre Schultern.

Fünfte Variante (Kniefall)

Takt 1 - 4: Ausführung (Nachstell- und Nachführschritte) wie in der ersten Variante.

Takt 5 - 8: Ohne die Fassung zu lösen, hebt der Tänzer die Hände über Kopfhöhe, dreht die Tänzerin, sich langsam auf sein rechtes Knie niederlassend, nahezu eine halbe Umdrehung nach rechts (im Uhrzeigersinn). Er führt sie, die das Umtanzen ihres Partners mit kleinen Gehschritten vollführt, an seiner rechten Seite vorbei, hinter sich herum an seine linke Seite. Sich wieder erhebend dreht der Tänzer seine Partnerin mit einer ganzen Rechtsdrehung (im Uhrzeigersinn) wieder zur Ausgangsstellung vor sich.

Sechste Variante (Kreiswoaf)

Auch Gruppen-Woaf. Wechseltanz im Kreis.

Aufstellung paarweise, Hände in Brusthöhe durchgefasst im Kreis.

Takt 1: Alle schreiten links seitwärts aus und stellen den rechten Fuß auf das dritte Viertel bei (verzögerter Nachstellschritt).

Takt 2: Alle schreiten links seitwärts aus und stellen den rechten Fuß auf das dritte Viertel unbelastet bei (Nachführschritt oder Pendelschritt).

Takt 3 - 4: Wie Takt 1-2, jedoch nach rechts seitwärts.

Takt 5 - 6: Wie Takt 1-2, jedoch vorwärts zur Kreismitte, links beginnend.

Takt 7 - 8: Wie Takt 3-4, jedoch rückwärts zum ursprünglichen Platz, rechts beginnend.

Takt 9 - 12: Wie Takt 1-4, links seitwärts, dann rechts seitwärts.

Takt 13 - 14: Der Tänzer tanzt zwei Dreierschritte fast am Platz - wobei er der Tänzerin leicht nach rückwärts ausweicht - und dreht gleichzeitig mit seiner rechten Hand die rechte Tänzerin mit zwei Dreierschritten vor sich an seine linke Seite (Platzwechsel). Dabei Handwechsel. Dann wieder durchfassen zum großen Kreis.

Takt 15: Ein Nachführschritt (Wiegeschritt) links vorwärts zur Kreismitte.

Takt 16: Ein Nachführschritt (Wiegeschritt) rechts rückwärts zum ursprünglichen Platz.

7. Variante (Zehenstand)

Takt 1, 1. Viertel: Nachstellschritt seitwärts zur Kreismitte.

2. Viertel: Gleichzeitig mit dem Beistellen des rechten Fußes ein leichtes Heben in den Zehenstand.
3. Viertel: Senken in den Sohlenstand.

Takt 2: Wie Takt 1. Im 3. Viertel Wechsel der Armhaltung mit einer Achteldrehung beider nach rechts, gestreckte rechte Arme zeigen nach außen, linke gefasste Hände auf der Schulter der Tänzerin.

Takt 3 - 4: Gleiche Schritte schräg rechts vorwärts.

Takt 5 - 8: Wie Takt fünf bis acht in der Form aus dem Schönhengstgau.

Diese Form (mit Heben in den Zehenstand) ist vermutlich durch die Bauernschule Ullersdorf in Südmähren bekannt geworden.

Zum Tanz

Die Woaf, ein Tanz aus dem Schönhengst, leitet ihren Namen von der „Weife“ (Woaf), einem Gerät zum Garnaufwickeln, ab. Bereits Ende der zwanziger Jahre wurde die Woaf durch Vermittlung tanzkundiger in Österreich lebender Sudetendeutscher bei uns bekannt, sodass man diesen Tanz, zumal er aus dem ehemals österreichischen Mähren stammt, dem heimischen Tanzgut zuordnen kann. Seinen Figuren nach leitet er sich voraussichtlich vom Steirischen der Alpenländer ab, doch weist er, nicht zuletzt durch seine eigenartige Melodie, ein typisch sudetendeutsches Gepräge auf. Eine gleichfalls schon frühzeitig - etwa in den ersten dreißiger Jahren – zu uns gedrungene, den ursprünglichen Charakter des Tanzes stark verändernde andere Ausführungsart mit einem zwei Takte beanspruchenden Wechselschritt schräg links vorwärts und einem gegengleichen schräg rechts vorwärts, an den sich das Umkreisen des Tänzers durch die Partnerin anschließt, dürfte - auch nach Ansicht von Prof. Karl Horak - nicht überliefert, sondern eine Neugestaltung aus der ehemaligen sudetendeutschen Bauernschule Groß-Ullersdorf sein. In der Pflege hat sich da und dort, in Verbindung mit unserer überlieferten Ausführungsart, ein Umkreisen des Tänzers durch die Tänzerin gegen den Uhrzeigersinn eingebürgert (Gerhard Rittner). Seit seiner Aufzeichnung gelangte der beliebte Tanz, nicht zuletzt durch den Einfluss der Heimatvertriebenen, auch in die Bundesrepublik Deutschland und erfuhr dort mancherlei Abwandlungen. Teils wurden überlieferte Spielarten aneinander gereiht, teils neue dazu erfunden (Gerhard Rittner). (Herbert Lager, 1969)

Die Woaf kann auch als Wechseltanz ausgeführt werden. Nach zweimaligem Durchtanzen verabschiedet sich im letzten Takt der Tänzer und geht mit 2 raschen Schritten zur nächsten Tänzerin. Bei nicht zu großen Tanzkreisen wird dies in der Regel so lange gemacht, bis der Tänzer zu seiner Tänzerin zurückkommt. (Hermann Derschmidt)

Der Tanz kann auch in zwei oder mehr Kreisen ineinander (sternfärmig) getanzt werden, z. B. um den Maibaum oder ähnliches als Mittelpunkt.

Die Kreiswoaf (sechste Variante) ist eine Neugestaltung. Sie wurde ca. 1989 von Frau Dr. Christine Lhotka aus Klosterneuburg-Kierling für ihre Seniorentanzgruppen, und daher seniorengerecht gestaltet (Quelle: Gesellige Tänze für alt und jung aus Österreich, Linz 1989) und hat sich seither bei vielen Volkstänzern verbreitet. Im Raum Wien wird sie gerne als ruhiger Abschluss einer Tanzgelegenheit gewählt.

Quellen

Noten

CD oder DVD

MP3

Liedtexte

Auf der Seite "Tanzlied Woaf" ist ein Tanzlied zu diesem Tanz angeführt.

Videos

Tanzkurs der Garde Bad Ischl 2.11.2007

Tanzmeister: Fritz Schodterer, Wolfgang Wallner

Harmonikaspieler: Fritz Hillbrand vulgo Toifl-Fritz (Goiserer Viergesang)

Private Aufnahme Andreas Podlaha und Barbara Konrad

Tanzkurs der Union Wien

Sudetendeutscher Volkstanzkreis in Wien

Kreiswoaf

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