Harmonikaspiel nach normalen Noten: Unterschied zwischen den Versionen
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== Wie spielt man die Melodie zum Bass? == | == Wie spielt man die Melodie zum Bass? == | ||
Erst wenn für jeden Takt die Harmonie und damit die Zugrichtung festgelegt ist, ist es sinnvoll, das Melodiespiel auf der Harmonika zu beginnen. Für den ersten Eindruck bei einfachen Stücken genügt das obige schon, Sie können bereits versuchen, das Stück zu spielen, so wie ich es weiter oben beschrieben habe. Dazu müssen Sie nur wissen, fast jeden Melodieton der Tonleiter findet man auf der Harmonika sowohl im Zudruck als auch im Aufzug, teilweise sogar mehrfach. | |||
Bei etwas anspruchsvolleren Stücken überlege mir aber zuerst die Tonart, in der die Melodie steht. Wie ist sie aufgebaut? Ich gebe den einzelnen Tönen eine fortlaufende Nummer, beginnend mit dem Grundton der Tonleiter. Sie können sich das vorstellen wie bei der Solmisation, die aus dem Mittelalter stammt, aber etwa in Italien noch immer sehr gebräuchlich ist, mit den Tonnamen Do - Re - Mi - Fa - Sol usw. In G-Dur ist der Grundton das G, er bekommt daher die Nr. 1, der nächste Ton der Tonleiter ist das A, er bekommt daher die Nr. 2 usw. bis Nr. 7. Auf Druck finde ich die Nummern 1, 3, 5 (das ist der Dur-Dreiklang der Grundtonart) in den mittleren Reihen jeder Harmonika in mehreren Lagen, die anderen Nummern stehen in den Nebenreihen. Auf Zug finde ich die Nummern 2, 4, 5 und 7 (das ist der zugehörige Dominant-Sext-Akkord) in den mittleren Reihen, die anderen Nummern ebenfalls in den Nebenreihen. [[Datei:MittelDruck.png|right|500px]] | |||
Wenn ich es noch nicht weiß, schaue ich nun auf das folgende Bild, wo ich die Nummer des Tones finde. Dabei beginne ich anfangs in der mittleren Lage, da die tiefe Lage (gelb) und die hohe Lage (braun) keine vollständige Tonleiter haben. | |||
Hier sehen Sie ein Bild der Harmonikaknöpfe mit Bezifferung auf Zudruck, Tonart der mittleren Reihe. Falls Sie auf Ihrer Harmonika mehrere mittlere Reihen (Vier- oder Fünfreiher) haben, gilt dies für jede dieser Reihen. Die wichtigsten Knöpfe aller tonarteigenen Töne sind fett gedruckt. Man sieht, dass im Zudruck alle 7 Töne der Tonleiter in allen drei Lagen vorhanden sind, in der mittleren Reihe stehen die Dreiklangstöne 1, 3 und 5, die übrigen Töne 2, 4, 6 und 7 finde ich in den Nebenreihen. Der Gleichton ist zur besseren Orientierung unterstrichen. [[Datei:MittelZug.png|right|500px]] | |||
Als nächstes das gleiche Bild der Harmonikaknöpfe, aber mit Bezifferung auf Aufzug, ebenfalls Tonart der mittleren Reihe. Hier sind alle tonarteigenen Knöpfe fett gedruckt, da sie in verschiedenen Kombinationen auch alle verwendet werden. Wenn Sie das Bild genau ansehen, werden Sie bemerken, dass in der tiefen Lage der dritte Ton und in der hohen Lage der obere Grundton (1) fehlen. Kommen diese Töne im Stück vor, muss man in den Druck wechseln und mit den Basstasten eventuell in die nächste innere Reihe wechseln, oder man spielt in der mittleren Lage. Im Aufzug gibt es auch chromatische Töne, die in der gewählten Tonart nicht vorkommen. Ein vorgesetztes # erhöht den Ton um einen Halbton, ein vorgesetztes b erniedrigt den Ton um einen Halbton. | |||
Falls Sie es brauchen können, weitere Bilder für alle 4 Reihen der Vierreiher in Dur inkl. Bass und sogar in Moll so wie die Erklärung für die Bezifferung finden Sie auf den Unterseiten von [https://volksmusikschule.at/harmonika_noten Volksmusikschule Harmonika nach Noten]. Allerdings merkt man sich ziemlich schnell, wo die einzelnen Töne auf Druck und auf Zug zu finden sind. | |||
Ich habe dieses System bereits vielen meiner Schüler erklärt, jeder noch hat in höchstens einer halben Stunde das erste ihm unbekannte, allerdings einfache Lied gespielt. Um das System flüssig anzuwenden, braucht man natürlich einiges an Übung, wie bei allem in der Musik. Aber wirklich schwierig ist es nicht. | |||
Noch schneller geht, man beziffert (nummeriert) zuerst nur die in Druck (1, 3, 5) oder Zug (2, 4, 5, 7) in der mittleren Reihe vorhandenen Töne und sucht dann nach Gehör die anderen Töne in den Nebenreihen. Das funktioniert nach kürzester Zeit automatisch. | |||
Ich würde am Anfang nur die Ober- oder Überstimme einstimmig spielen, das ist logischer Weise in den Noten (im Gegensatz zur Griffschrift) immer die höher notierte Stimme. Wenn die oberste Stimme sitzt, eine zweite Stimme findet sich dann fast automatisch. Bei diesem einfachen Lied in der ja recht häufigen Oberstimmenmelodik ist die Unterstimme immer der untere Nachbarton zur Oberstimme. Die Harmonika ist genau dafür gebaut. Sie heißt ja Harmonika, weil man darauf einfache Harmonien in einfacher Art spielt. | |||
== Sonstiges == | |||
Wenn Sie das alles beherrschen, können Sie versuchen, auch einmal nach Noten ohne Harmoniebezifferung zu spielen. Etwas Übung vorausgesetzt, ist das dann auch nicht mehr schwer. | |||
Und dann können Sie auch versuchen, frei zu musizieren, dann können Sie genauso alles aus dem Gedächtnis spielen, was Sie singen oder sich zumindest vorstellen können, oder was Sie irgendwo gehört haben. Dann wissen Sie nämlich, wo welcher Ton auf der Harmonika zu finden ist. Versuchen Sie es nur. Sie werden sehen, es klappt. | |||
Sie können das alles und noch mehr auch im Internet nachlesen, auf [https://volksmusikschule.at/harmonika_noten Volksmusikschule Harmonika nach Noten] und den vielen Unter- und Nebenseiten. | |||
Aber bedenken Sie immer: Das größte Verbrechen eines Musikanten ist, Noten oder Griffschrift zu spielen, Knöpfe zu drücken, anstatt Musik zu machen. Ich meine aber, beim Spiel nach Noten gelingt es nicht nur mir etwas besser als beim Spiel nach Griffschrift, wirklich zu musizieren, also gute, gefühlvolle, begeisternde, schwungvolle Musik zu machen und nicht nur Knöpfe zu drücken. Allerdings, noch besser gelingt das, wenn man [https://www.volksmusikschule.at/auswendig.htm auswendig spielt]. | |||
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Aktuelle Version vom 15. Februar 2025, 11:46 Uhr
(Franz Fuchs, Klosterneuburg)
"Harmonika spielt man nach Griffschrift!" Zumindest wird das oft behauptet. Behauptet auch Ihr Lehrer das, dann wechseln Sie getrost den Lehrer. Würde das stimmen, wäre die Harmonika schon vor 100 Jahren ausgestorben so wie einige andere Instrumente. Es gibt und gab immer auch andere Möglichkeiten, ein neues Harmonikastück zu erlernen oder es als Merkhilfe aufzubewahren. Und eine dieser Möglichkeiten ist und war immer schon das Spiel nach normalen Noten.
Aber: Das größte Verbrechen eines Musikanten ist, Noten oder Griffschrift zu spielen und die dazu richtigen Knöpfe zu drücken, anstatt zu musizieren.
Wie hat man früher Harmonika spielen gelernt?
Die Steirische Harmonika wurde etwa um 1860 entwickelt. Im Prinzip war sie damals zwar dreireihig, aber nach dem genau gleichen System aufgebaut wie heute immer noch, auch wenn es inzwischen oft Erweiterungen gab und gibt. Zu diesem Instrument hat Max Rosenzopf, ein steirischer Musikant und Harmonikalehrer, vor dem Jahr 1975 eine bereits vorhandene Tabulatur für die Club-Harmonika an die Erfordernisse der Steirischen angepasst. Er nannte diese Tabulatur Griffschrift. Vorher gab es nichts für genau dieses Instrument. Nichts. Außer natürlich normale Noten. Die gab es schon lange vorher. Und die gibt es noch immer, es werden immer noch weit mehr Stücke oder Lieder mit Noten als mit Griffschrift niedergeschrieben.
Es gab in diesen über hundert Jahren ohne Griffschrift viele Spieler, die oft besser spielten als mancher erfolgreiche Absolvent einer heutigen Schule. Der beste, weil gefühlvollste Spieler war für mich Andreas Salchegger, und der war blind, konnte weder mit Noten noch mit einer Griffschrift etwas anfangen.
Man lernte etwa nach Gehör, durch ausprobieren, oder man ließ sich die dazu nötigen Griffe zeigen, so wie es ja auch die heutigen Video-Schulen im Internet machen. Allerdings, bis vor wenigen Jahren gab es weder Videos noch Internet. Walter Deutsch meinte einmal, Überlieferung bedeutete, man setzte sich dazu seinem Großvater gegenüber und spielte das nach, was dieser vorzeigte. Ich glaube halt, es war damals noch schwieriger als heute, einen passenden Großvater zu finden. Auch dazu ausgebildete Harmonikalehrer gab es früher keine, Max Rosenzopf war vielleicht der erste. Und die Aussage von Walter beantwortet auch nicht die Frage, wie es der Großvater selbst gelernt hätte.
Ich selbst lernte die Griffschrift 1979 bei einem Seminar mit Max Rosenzopf in Haibach kennen, spielte aber schon vorher gern und nicht ganz schlecht mit meiner 1960 gekauften Harmonika zum Volkstanz auf, und das ganz ohne Lehrer oder einen "Großvater", der es mir hätte zeigen können. Wir alle, die wir vor etwa 1980 Harmonika spielten, erlernten das Spiel und lernten neue Stücke vor allem durch Zuhören und Nachspielen, und natürlich durch ausprobieren. Ungefähr 1970 legte mir ein Volkstanzleiter einstimmige Noten vom Neppendorfer Landler hin, ich solle das jetzt spielen, er möchte der Gruppe diesen neuen Tanz lehren. Ich schaute mir die Noten kurz an, versuchte, sie in Gedanken zu singen, und konnte das Tanzl ziemlich schnell halbwegs spielen; ich war damit jedenfalls schneller, als die Tänzer benötigten, ihre Figuren zu erlernen. Und seither spiele ich auch nach Noten.
Wie lernt man heute Harmonika spielen?
Die wichtigsten und bekanntesten Methoden sind wohl: Lernen nach Griffschrift (ohne oder meist mit Lehrer) – und Lernen nach Videos aus dem Internet. Lernen nach Gehör wird eigentlich nicht angeboten, das ist schade.
Für Griffschrift sind etliche oft sehr gut aufgebaute Schulen oder Lehrwerke erhältlich. Der Anfänger erlernt dabei recht schnell, die richtigen Knöpfe auf seiner Harmonika zur richtigen Zeit in richtiger Länge zu drücken. Er hat daher bald ein Erfolgserlebnis. Hat man einen guten Lehrer, dann gibt es auch Rückmeldungen, um Fehler zu vermeiden. Und vor allem, man muss sich das Stück nicht merken, muss es nicht mehr oder weniger mühsam auswendig lernen, man kann ja jederzeit nachschauen, nachschlagen, wie es geht.
Man kann aber nur Stücke spielen, die irgendjemand bereits in Griffschrift gesetzt hat. Die Griffschrift verleitet auch dazu, nur so gesetzte Stücke zu spielen, weil es halt bequem ist. Man spielt kritiklos auch alle Fehler der Vorlage, denn so wurde es ja gesetzt, daher muss es natürlich so stimmen.
Video-Schulen gibt es im Internet ebenfalls bereits etliche, mit oft sehr guten Lehrern. Manchmal sind auch Rückmeldungen möglich, um Fehlhaltungen gleich gar nicht aufkommen zu lassen. Da es etwas mühsamer ist, ein Stück so zu erlernen, merkt man es sich auch leichter. Und vor allem, man lernt auch den Fingersatz des Lehrers mit.
Falls man sich aber trotzdem nicht mehr erinnert, wie der dritte Teil eines Stückes beginnt, hat man allerdings Pech. Am Stammtisch oder beim Konzert schnell zwischendurch nachzuschauen, ist halt mit Lehrvideos nicht so einfach.
Optimal wäre vielleicht eine Kombination aus beiden Methoden?
Warum spielt man nach Griffschrift?
Es ist einfach und bequem. Viele, besonders die beliebten Stücke sind in Griffschrift bereits leicht zu bekommen. Man muss sein Gehirn nicht anstrengen oder fordern, braucht die Griffschrift nur zu lesen und die Griffe nachvollziehen. Man braucht nichts auswendig zu lernen – für viele ein wesentliches Argument. Für Anfänger jeden Alters, auch für Kinder, ist es sicher sehr geeignet.
Man lernt mit gut gesetzter Griffschrift auch Griffe und Möglichkeiten kennen, auf die man sonst vielleicht nicht so bald gekommen wäre, das ist auch für viele fortgeschrittene Spieler recht empfehlenswert.
Zur Sicherheit kann man bei Auftritten das Griffschriftblatt hinlegen, auch wenn man das Stück bereits eigentlich auswendig kann. Dann passiert es zumindest mir nicht mehr, dass ich ein Trio aus einem anderen Stück einbaue. Noten hinlegen wäre allerdings auch mit normalen Noten möglich.
Warum sollte man normale Noten auch beim Harmonikaspiel verwenden?
Musik ist mehr, weit mehr, als nur Knöpfe zu drücken. Musik ist ja auch Gefühl, ist vor allem Melodie, und die Melodieführung kann man in den logischer angeordneten Noten besser erkennen. Man könnte die Melodie zwar auch in Griffschrift erkennen, aber das lehrt außer mir eigentlich niemand, es ist auch nicht so leicht. Siehe Griffschrift hören.
Vor allem, man kann endlich auch Stücke spielen, für die noch niemand die Griffschrift geschrieben hat, und das betrifft wohl immer noch die Mehrzahl der für die Harmonika möglichen Stücke.
Muss man dazu Noten lernen?
Ja, natürlich sollte man Noten lesen können, wenn man danach spielen möchte. Obwohl manche Schulen damit werben, man braucht Noten nicht zu kennen und damit unterschwellig verbreiten, Notenlesen sei viel zu schwer. Dabei ist es ja gar nicht wirklich so schwer, wie oft suggeriert wird. Wenn man nach Griffschrift spielt, kann man die Noten ja bereits lesen, der Unterschied ist nicht so groß.
Der wesentliche Unterschied zu Griffschrift ist, dass die Melodienoten zum Singen logischer angeordnet sind. Im Diskant ist alles andere gleich bis auf die Vorzeichen, und die könnte man verwenden, eine Reihe der Harmonika auszuwählen. Und die Basstöne haben andere Namen. Unterschiedliche Namen haben sie auch bei den vielen bereits vorhandenen verschiedenen Griffschrift-Schulen. Es gibt heute bei den verschiedenen Griffschrift-Lehrwerken ja unterschiedlichste, manchmal verwirrende Bassbezeichnungen. Siehe noch einmal Griffschrift hören.
Wie spielt man nach Noten?
Es gibt dazu mehrere Systeme, die mehr oder weniger aufwändig sind. Aber ich kenne eigentlich keines, das wirklich die Fähigkeit vermittelt, nach irgendwelchen beliebigen Noten zu spielen. Meist sind dazu speziell aufbereitete Noten erforderlich, die bereits für die Steirische optimiert sind, oder die in gewissen Tonarten stehen. Etwa wird eifrig eingeübt: "Der Gleichton der zweiten Reihe ist das G". Das stimmt leider nur für die C-Dur, also für die G-C-F-(B)-Harmonika. Was ich machen soll, wenn meine Harmonika anders gestimmt ist oder wenn die Noten in anderen Tonarten stehen, wird dann üblicherweise elegant verschwiegen. Für Kinder halte ich dieses System trotzdem geeignet, ich halte allerdings die Griffschriftmethode für Kinder noch geeigneter.
Ich kenne dazu auch das System, alle Noten zuerst nach C-Dur (oder G-Dur) zu transponieren, um sie leichter lesen zu können. Das ist sicher gut und erfolgversprechend, aber leider etwas aufwändig, man muss die Noten erst in den Computer eintippen, um sie mit einem Notenschreibprogramm transponieren zu können, oder man muss sie händisch abschreiben. Wirkliches Spiel nach Noten ergibt dies auch nicht.
Und natürlich gibt es immer noch die uralte, eigentlich ganz einfache Möglichkeit, die Melodie nach den Noten zu singen, zumindest in Gedanken, und dann zu versuchen, das Gesungene auf der Harmonika umzusetzen. Dies entspricht dem freien Musizieren nach dem Gedächtnis.
Sie können genauso die Melodie auf anderen Instrumenten spielen (oder sich vorspielen lassen, anfangs möglichst in einer auf der eigenen Harmonika vorhandenen Tonart) und dann auf die Harmonika übertragen. Sie spielen einfach eine in Ihrem Kopf (oder in Ihrem Bauch?) vorhandene Melodie und vergessen die Tonart, die in Ihrem Kopf sowieso nicht vorhanden ist. Ich behaupte jedenfalls, alles was man singen kann, kann ein halbwegs guter Harmonikaspieler auch spielen. Und wenn er es nicht kann, wenn er doch nicht so gut ist, sollte er es endlich lernen, auch wenn das in seiner Schule nicht vorgesehen ist.
Wie spielt man nach irgendwelchen Akkordeon-Noten?
Ich habe Maurer gelernt, habe auch etliche Jahre als Maurer gearbeitet. Ich behaupte daher, das Wichtigste beim Hausbau ist ein gutes Fundament. Für mich ist das Wichtigste in vielen Melodien der Bass. Er gibt das Fundament für jede Melodie.
Da auf der Harmonika auch die Bässe auf Druck und Zug unterschiedlich klingen, legt man zuerst Zug- und Druckrichtung fest. Das ist vor allem für den Bass wichtig, aber auch mit der Melodie tut man sich leichter, wenn man die Zugrichtung kennt.
Bei Noten mit Bassbezifferung (für den Anfang sehr zu empfehlen) erkennt man Zug und Druck leicht. Die erste Stufe wird mit Druck gespielt, die fünfte Stufe mit Zug. Bei allen von mir veröffentlichten Noten, bei praktisch allen anderen für Akkordeon gesetzten einfachen Stücken, aber auch bei Stücken mit Gitarrebegleitung oder ähnlichem, erkennt man das sofort an der Bassbezifferung. Alles mit 7 (etwa D7) im Bass ist fünfte Stufe, wird daher im Aufzug gespielt, alles ohne diese 7 (etwa G) wird im Zudruck gespielt.
In der Volksmusik gilt diese Harmonie praktisch immer für den ganzen Takt oder für mehrere Takte, häufig für eine gerade Anzahl von Takten. Es gibt nur sehr wenige Ausnahmen, etwa manche Ländler in Bordun-Harmonie, oder der vorletzte Takt in vielen Polkas. Auch bei dem seitlich eingefügten Lied gibt es diese Ausnahme im vorletzten Takt.
Für den Anfang wähle ich die zweite Reihe der Harmonika, spiele dort einmal den Bass durch, anfangs ohne Wechselbass. Als erstes Stück eignet sich immer ein Lied, das man auch singen könnte. Ich zeige dies an einem doch nicht so bekannten Lied aus meiner Familientradition, dem Schneider. Wie ich dem Bass, aber auch den Vorzeichen entnehme, steht dieses Stück zwar bei mir in G-Dur. Das ist aber unwichtig, Sie können es auf Ihrer Harmonika in jeder darauf vorhandenen Tonart spielen. Damit ich das Notenlesen-Lernen nicht behindere, veröffentliche ich dieses Lied nur in normalen Noten, auch als PDF, aber weder in Griffschrift, noch als Capella-Datei oder Midi zum Anhören. Sie müssen dieses Lied daher tatsächlich nach Noten spielen, klicken Sie darauf, sehen Sie es größer.
Dieses einfache Lied ist für Anfänger im Notenschrift-Spiel bestens geeignet, da es nur aus erster und fünfter Stufe besteht und auch mit Ausnahme der Einleitung in Oberstimmenmelodik steht, das heißt, die Unterstimme ist die Hauptstimme, die Ober- oder Überstimme ist die zweite Stimme. Diese Stimmen stehen im Terzabstand, das bedeutet auf der Harmonika, sie stehen ganz nahe beisammen.
Wie spielt man die Melodie zum Bass?
Erst wenn für jeden Takt die Harmonie und damit die Zugrichtung festgelegt ist, ist es sinnvoll, das Melodiespiel auf der Harmonika zu beginnen. Für den ersten Eindruck bei einfachen Stücken genügt das obige schon, Sie können bereits versuchen, das Stück zu spielen, so wie ich es weiter oben beschrieben habe. Dazu müssen Sie nur wissen, fast jeden Melodieton der Tonleiter findet man auf der Harmonika sowohl im Zudruck als auch im Aufzug, teilweise sogar mehrfach.
Bei etwas anspruchsvolleren Stücken überlege mir aber zuerst die Tonart, in der die Melodie steht. Wie ist sie aufgebaut? Ich gebe den einzelnen Tönen eine fortlaufende Nummer, beginnend mit dem Grundton der Tonleiter. Sie können sich das vorstellen wie bei der Solmisation, die aus dem Mittelalter stammt, aber etwa in Italien noch immer sehr gebräuchlich ist, mit den Tonnamen Do - Re - Mi - Fa - Sol usw. In G-Dur ist der Grundton das G, er bekommt daher die Nr. 1, der nächste Ton der Tonleiter ist das A, er bekommt daher die Nr. 2 usw. bis Nr. 7. Auf Druck finde ich die Nummern 1, 3, 5 (das ist der Dur-Dreiklang der Grundtonart) in den mittleren Reihen jeder Harmonika in mehreren Lagen, die anderen Nummern stehen in den Nebenreihen. Auf Zug finde ich die Nummern 2, 4, 5 und 7 (das ist der zugehörige Dominant-Sext-Akkord) in den mittleren Reihen, die anderen Nummern ebenfalls in den Nebenreihen.
Wenn ich es noch nicht weiß, schaue ich nun auf das folgende Bild, wo ich die Nummer des Tones finde. Dabei beginne ich anfangs in der mittleren Lage, da die tiefe Lage (gelb) und die hohe Lage (braun) keine vollständige Tonleiter haben.
Hier sehen Sie ein Bild der Harmonikaknöpfe mit Bezifferung auf Zudruck, Tonart der mittleren Reihe. Falls Sie auf Ihrer Harmonika mehrere mittlere Reihen (Vier- oder Fünfreiher) haben, gilt dies für jede dieser Reihen. Die wichtigsten Knöpfe aller tonarteigenen Töne sind fett gedruckt. Man sieht, dass im Zudruck alle 7 Töne der Tonleiter in allen drei Lagen vorhanden sind, in der mittleren Reihe stehen die Dreiklangstöne 1, 3 und 5, die übrigen Töne 2, 4, 6 und 7 finde ich in den Nebenreihen. Der Gleichton ist zur besseren Orientierung unterstrichen.
Als nächstes das gleiche Bild der Harmonikaknöpfe, aber mit Bezifferung auf Aufzug, ebenfalls Tonart der mittleren Reihe. Hier sind alle tonarteigenen Knöpfe fett gedruckt, da sie in verschiedenen Kombinationen auch alle verwendet werden. Wenn Sie das Bild genau ansehen, werden Sie bemerken, dass in der tiefen Lage der dritte Ton und in der hohen Lage der obere Grundton (1) fehlen. Kommen diese Töne im Stück vor, muss man in den Druck wechseln und mit den Basstasten eventuell in die nächste innere Reihe wechseln, oder man spielt in der mittleren Lage. Im Aufzug gibt es auch chromatische Töne, die in der gewählten Tonart nicht vorkommen. Ein vorgesetztes # erhöht den Ton um einen Halbton, ein vorgesetztes b erniedrigt den Ton um einen Halbton.
Falls Sie es brauchen können, weitere Bilder für alle 4 Reihen der Vierreiher in Dur inkl. Bass und sogar in Moll so wie die Erklärung für die Bezifferung finden Sie auf den Unterseiten von Volksmusikschule Harmonika nach Noten. Allerdings merkt man sich ziemlich schnell, wo die einzelnen Töne auf Druck und auf Zug zu finden sind.
Ich habe dieses System bereits vielen meiner Schüler erklärt, jeder noch hat in höchstens einer halben Stunde das erste ihm unbekannte, allerdings einfache Lied gespielt. Um das System flüssig anzuwenden, braucht man natürlich einiges an Übung, wie bei allem in der Musik. Aber wirklich schwierig ist es nicht.
Noch schneller geht, man beziffert (nummeriert) zuerst nur die in Druck (1, 3, 5) oder Zug (2, 4, 5, 7) in der mittleren Reihe vorhandenen Töne und sucht dann nach Gehör die anderen Töne in den Nebenreihen. Das funktioniert nach kürzester Zeit automatisch.
Ich würde am Anfang nur die Ober- oder Überstimme einstimmig spielen, das ist logischer Weise in den Noten (im Gegensatz zur Griffschrift) immer die höher notierte Stimme. Wenn die oberste Stimme sitzt, eine zweite Stimme findet sich dann fast automatisch. Bei diesem einfachen Lied in der ja recht häufigen Oberstimmenmelodik ist die Unterstimme immer der untere Nachbarton zur Oberstimme. Die Harmonika ist genau dafür gebaut. Sie heißt ja Harmonika, weil man darauf einfache Harmonien in einfacher Art spielt.
Sonstiges
Wenn Sie das alles beherrschen, können Sie versuchen, auch einmal nach Noten ohne Harmoniebezifferung zu spielen. Etwas Übung vorausgesetzt, ist das dann auch nicht mehr schwer.
Und dann können Sie auch versuchen, frei zu musizieren, dann können Sie genauso alles aus dem Gedächtnis spielen, was Sie singen oder sich zumindest vorstellen können, oder was Sie irgendwo gehört haben. Dann wissen Sie nämlich, wo welcher Ton auf der Harmonika zu finden ist. Versuchen Sie es nur. Sie werden sehen, es klappt.
Sie können das alles und noch mehr auch im Internet nachlesen, auf Volksmusikschule Harmonika nach Noten und den vielen Unter- und Nebenseiten.
Aber bedenken Sie immer: Das größte Verbrechen eines Musikanten ist, Noten oder Griffschrift zu spielen, Knöpfe zu drücken, anstatt Musik zu machen. Ich meine aber, beim Spiel nach Noten gelingt es nicht nur mir etwas besser als beim Spiel nach Griffschrift, wirklich zu musizieren, also gute, gefühlvolle, begeisternde, schwungvolle Musik zu machen und nicht nur Knöpfe zu drücken. Allerdings, noch besser gelingt das, wenn man auswendig spielt.