Die Hahnenfeder
"Is ma aufs Gaßl ganga, aft haut ma a Hohnfeda
am Huat ghaub(!)"
Ohne eine Feder auf dem Hute ging kein Bursch in der
Freizeit aus, schon gar nicht aufs Gaßl. Normalerweise wurde die Feder (vom
Haushahn, seltener vom Spielhahn und ganz besonders rar und umso begehrter
waren weiße Hahnenfedern) hinten in der Mitte des Hutes befestigt und stand
über dem rechten Ohr des Trägers seitlich schräg aufwärts, was als "hintaußi"
bezeichnet wurde. Dies war das Zeichen, daß der Träger "Schneid"
besaß, und je kecker die Feder da oben schwebte, desto schneidiger war der
Bursch.
Trug ein Bursch nicht nur eine sondern mehrere Federn,
dann hieß das in der Burschensprache, daß ihm ein Gegner allein nicht
genügte, sondern daß er mit zwei bzw. drei Burschen kämpfen wolle.
Wurde ein Träger einer Feder besiegt, dann mußte er
die Feder an den Sieger überreichen. Die Einstellung der Mädchen zu diesen
Federn belegt folgender Spruch:
"Kai Feder am Huet,
Der Bua is nit guet."
Der Juhschrei
Wenn die Burschen auch ohne Feder nicht auszugehen
pflegten, so war sie beim Gaßlgehen im Dunkeln der Nacht nicht wirksam genug.
Deshalb war der Juhschrei gebräuchlich, der einen entgegenkommenden Burschen
zum Kampfe auffordern sollte. Je lauter dabei geschrien wurde, desto mehr
Schneid hatte der Bursch.
Die Schneid
In allen diesen Fällen wird von schneidigen
Burschen gesprochen, denen ein über das Selbstverständliche
hinausreichende Maß an Kraft, Mut und Draufgängertum besondere
Wertschätzung einträgt.
Abgeleitet wird die Schneid von der bekannten Schneide bei
Messern, Sensen, Äxten,..., die zum Durchtrennen, Durchschlagen oder
Schneiden bestimmt waren. Eine gute Schneid ist somit ein solcher
Gegenstand, der auch gut schneidet.
Angewandt auf den Burschen bekommt die Schneid im übertragenen Sinn
eine sexuelle Bedeutung, wobei die Schneid als Symbol für das
männliche Glied steht. Die Schneid wird in manchen Gstanzln auch zum
Symbol für den Burschen, vor dem sich z.B. das Mädchen hüten soll.
Die Schneidfeder
Die vom Hahn stammende Schneidfeder steht als
Symbol für den im Volksglauben sexuell kraftvollen und kampflustigen Hahn.
Solch eine Schneidfeder auf den Hut angesteckt überträgt die
Eigenschaften des Hahns auf den Burschen.
Mit dem Tragen der Schneidfeder übernimmt der Bursch eine bestimmte
Rolle, die ein bestimmtes Verhalten verlangt (siehe auch Hahnenfeder).
Ungeschriebene Satzungen für Gaßler
Alter: in den meisten Fällen durfte ein
Bursch erst im Alter von 20, in manchen Fällen erst nach Ableistung des
Militärdienstes, also mit 23, 24 Jahren auf's Gaßl gehen. In allen Fällen
mußte er aber einen richtigen Beruf, eine richtige Stelle haben.
Mißachtete ein Bursche das, so wurde ihm von den anderen Burschen zuweilen
sehr übel mitgespielt.
Erziehung der Burschen: War ein Bursch dann
im "gaßlfähigen" Alter, dann wurde er zuerst von den älteren
Burschen (Meister) eingeweiht (Lehrling). Dabei durfte aber der Lehrling
noch nicht in den Vordergrund treten, sondern mußte den älteren Burschen
genau zuhören, um das Gaßl gehen "richtig" zu erlernen.
Überstieg dabei ein Lehrling seine Grenzen, was bei den Mädchen Spott und
Hohn für die Burschen bedeuten konnte, wurde er von den Meistern
"gemaßregelt".
Zum Abschluß der passiven Rolle des Lehrling mußte er eine Art
"Meisterprüfung" ablegen, die die anderen Burschen, nicht nur zu
solchen Anlässen, ausnutzten, um den Lehrlingen üble Streiche zu spielen, wie
etwa boshaftem Schabernack, Wegziehen der Leiter, etc.
Schweigen: Jeder Bursch hatte die
Verpflichtung, auch gegenüber den Mädchen, Schweigen zu bewahren über das
Treiben der Kameraden.
Ebenso wurde die Ehre des Mädchens durch Schweigen geschützt, um sie nicht
durch Verbreitung der Freiheiten die es am Fenster oder in der Kammer
gewährt hatte, dem Klatsch auszusetzen.
Besitzrecht: Die Burschen sahen Mädchen des
eigenen Dorfes als Ihren Besitz an, der vor den Nachstellungen von Burschen
aus anderen Dörfern geschützt werden mußte. Man bemühte sich, jeden aus
einem anderen Dorf stammenden Burschen das Gaßl gehen im eigenen Ort
möglichst zu erschweren.
Erziehung der Mädchen: Genau wie die
Burschen erfuhren auch die Mädchen eine nicht zu unterschätzende
"Erziehung" durch die Burschen. Dabei wurden Mädchen, die sich
wohl munter, frisch und dem Erotischen gegenüber aufgeschlossen zeigten,
aber nicht zu bereitwillig jemanden in die Kammer ließen, am meisten
geschätzt. Mädchen, die allerdings zu bereitwillig waren, wurden als
"mau" (mürb) bezeichnet und vor ihre Fenstern wurden dann
Sprüche aufgesagt, die schon sehr zottig waren. Ebenso wurde solche
Mädchen dann oft durch Hinterlist von den Burschen in der Nacht an das
Fenster festgebunden, wo sie dann erst am Morgen unter großem Gespött von
den anderen Hausbewohnern wieder befreit wurden.
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