Ursprung Siebenschritt: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 25. November 2009, 09:50 Uhr

Siebenschrittformen gibt es in vielen Ländern.

Alter und Entstehung des Siebenschrittes sind noch ungeklärt. Die Siebenzahl der Schritte entspricht der musikalischen Form und hat keine symbolische Bedeutung. Die ersten sicheren Nachrichten in Deutschland liegen um das Jahr 1830 aus der Rheinpfalz vor; die Melodie ist jedoch schon Ende des 18. Jahrhunderts aus Berlin und Umgebung belegt, in Italien schon wesentlich früher. Da der Siebenschritt auch gleichmäßig in allen abgelegenen früheren deutschen Sprachinseln in Osteuropa vorkam, dürfte er schon zur Auswanderungszeit bekannt gewesen sein, was auch wieder in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts führt oder sogar in das 12. Jahrhundert (Besiedlung Siebenbürgens u.a.).

Die ältesten Nachweise für Melodie und Rhythmus sind anscheinend im Italien des 16. Jahrhunderts zu finden. Möglicherweise sind Siebenschritt und verwandte Tänze (Rückwärtspolka) aus der italienischen Bergamaska von 1569 entstanden.

Was geschah 1569 in Venedig?

Bergamasca

bis 0:18

Die Folkgruppe Liedstöckel aus dem Saarland singt und spielt das Musikstück Bergamasca.

Piva emiliana (north italian bagpipe) in G,


La Bergamasca

Ars Antigua, directed by Jerry Fuller, formed a 5 part renaissance string band for this performance of Elizabethan and Jacobean music, and includes one violin, two alto violas, a tenor viola and continuo.

Joachim van den HOVE (1567? - 1620) "BERGAMASCA"

About the Bergamasca and it´s importance for (nearly) all later music, plese read the infos for our Uccellini video.

This is a typical example, however a very short one. such, i added the first couplet (only strumming the chords C-F-G-C) and the last couplet (found by Adalbert Quadt as a fragment about 40 years ago, but it´s a pretty fitting, slighly more virtuoso finale).

Anonymus Bergamasca (printed Passamezzo) from the dutch ms. Thysius, circa 1600.

Marco Uccellini (ca. 1603-1680) "Aria quinta sopra la Bergamasca" (Libro terzo, Venetia 1642)

The Bergamasca from Italy (besides others, e.g. the Folia from Spain) was one of the greatest hits of the pop music (Popmusik) of the 16./17. cent. the scheme of chords of the Bergamasca is the basic prinziple of the candenza through the baroque and the classic/romantic periodes also to the serious and pop music of our days. with simple words

Marco Uccellini (1603 or 1610 - 1680). Aria sopra la bergamasca.

Marco Uccellini was a strikingly innovative Italian Baroque violinist and composer, known for the introduction of the scordatura technique.

Uccellini's life is poorly known. Born at Forlimpopoli, Forlì, he studied in the Assisi seminary. He became musical director (Capo degl instrumentisti) of the Este court in Modena from 1641 to 1662, and was the musical director (maestro di cappella) of the Modena cathedral from 1647 to 1665. Afterwards he served as maestro di cappella at the Farnese court in Parma until his death. At the Farnese court, he composed operas and ballets, but none of this music survives; thus, he is mainly known today for his instrumental music.

Johann Sebastian Bach, 1 bis 1:49, Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Goldberg Variations BWV 988 Variatio 30. Quodlibet. a 1 Clav. This quodlibet is based on multiple German folk songs,[10] two of which are Ich bin solang nicht bei dir g'west, ruck her, ruck her ("I have so long been away from you, come closer, come closer") and Kraut und Rüben haben mich vertrieben, hätt mein' Mutter Fleisch gekocht, wär ich länger blieben ("Cabbage and turnips have driven me away, had my mother cooked meat, I'd have opted to stay"). The others have been forgotten.[11] Bach's biographer Forkel explains the Quodlibet by invoking a custom observed at Bach family reunions (Bach's relatives were almost all musicians):

Girolamo Frescobaldi (1583-1643)

Fiori Musicali (Venezia, 1635) [Musical Flowers (Venice, 1635)] Bergamasca

Reggio Emilia Foggy Kilts, Schottische


Grün, grün, grün sind alle meine Kleider

Dieses deutsche "Volkslied" wird dem 17.Jahrhundert zugerechnet wird. Wer mal auf den Rhythmus hört, dürfte den Grund sehr schnell erraten...

heutige Volkstänze

Angel Zamora, Riepe Riepe Garste, Netherlands, Dancilla-Video, Cursollo de Antequera, Màlaga 2003

Holland 2 (Melbourne) ab 1:06, Dutch folk dance from Melbourne

Siebenschritt

Brasilien 1 (Blumenau)

Blumenauer Volkstanzgrupe Jubiläumsprogramm 1984 - 2009, Siebenschritt

Brasilien 2 (Latin)

Concurço Xóte 7 Passos.wmv , Os Imigrantes - Xóte 7 Passos

Krebspolka - Manchester

Sonst ist bei den Fassungen von Lott ist tot, Krebspolka & Co. in schöner Regelmäßigkeit der Anfang zu vier halben Noten verstellt, nur hier ist das Original offenbar erhalten und liefert das fehlende Zwischenglied. Kein Wunder, dass niemand auf die wahre Herkunft gekommen ist.

Die ersten 1:15 sind nur Ballast. Dann wirds wirklich interessant, auch wenn das die Buam und Madln von der Volkstanzgruppe St. Michael aus Eppan (und der Rest der Krebspolka-tanzenden Welt) nicht ahnen. Nur drei Noten aus dem 1.Teil genommen, schon ist das Bergamasca-Schema hinüber. Und wenn die Schwarzwald-Version von vorhin nicht wäre, hätten wir so unsere Schwierigkeiten.

In Belgien heißt der Tanz übrigens "Passepied de Stavelot". Stavelot liegt in den Ardennen, etwa 50 km südwestlich von Aachen, und hat eine schöne Altstadt. Und mit dem Passepied kriegt man im Namen gleich das 17.Jahrhundert mitgeliefert.

Quelle: Single "Wallonische Tänze", CALIG-Verlag

Herleitung von der Bergamasca

Und wie bin ich eigentlich auf die Bergamasca gekommen. Überhaupt nicht! Sie ist mir frei Haus und WDR sei Dank durch die Luft auf die Fernsehmattscheibe geflogen, als es noch im WDR-Regionalfernsehen zwischen 18 und 20 Uhr vor langer Zeit ein Magazin "die drehscheibe" gab. Da ist mal jemand mit der Laute aufgetreten und hat das Stück gespielt - und bei mir wohl ebenso einen Ohrwurm gesetzt wie Filippo Azzaiolo 400 Jahre vorher in Venedig. Es ist erstaunlich - erst hatte ich die Mutter, dann einer nach dem anderen ihre Kinder. Als nächstes fiel mir in einem amerikanischen Tanzbuch (aus der ehemaligen Britisch-Amerikanischen Bibliothek im Hintereingang des Hotels Handelshof in Essen) ein Stück auf, das man mit gutem Gewissen für die Urfassung (wieder nur!) des 1.Teils halten muß, Baujahr 1652. Leider weiß ich bis heute nicht den Originaltitel, und deshalb ist die ganze Sache noch nicht abgesichert. Und dann kam die Folge vom ZDF-Sonntagskonzert, in der mir lange vor dem Lehrvideo der Manchester vorgetanzt wurde, und bei mir war Alarmstufe Eins...

Das Problem besteht in der Methode. Erinnerungen an eine Oma, die das Lied am Kinderbett vorgesungen hat, oder von alten Mitgliedern der deutschen, österreichischen oder anderer Armeen aus dem 1.Weltkrieg fallen hier völlig aus. So identifizert man Modetänze der letzten Jahrhundertwende, aber der Fall Bergamasca/Siebenschritt ist von anderem Kaliber. Oder erinnert sich die Oma an den 30jährigen Krieg? Hier haben wir es bei allen Beteiligten mit Jahreszahlen zwischen 1590 und 1650 zu tun, an die sich garantiert niemand mehr erinnert und die (mit Ausnahme von England) im Volkstanzbetrieb nicht aufgetaucht sind. Das jüngste Beispiel von J.S.Bach von 1741 ist bereits ein Ausreißer. Immerhin kann man mit der MGG-Liste die Dauer der Bekanntheit erfassen, die nach 1700 merklich abnimmt. Nur durch Verwandtschaft mit der Bergamasca kann ihnen auf die Schliche kommen, und da sieht es tatsächlich aus, dass hier geradezu im Baukastensystem komponiert worden ist: eine neue Tonfolge als Melodie wird mit dem Rhythmusmodell der Bergamasca kombiniert. Das ist aber zeitlich nur möglich, wenn Azzaiolos Original noch greifbar war, also weit vor 1700!

Die Leute von Liedstöckel und der italienische Pfeifer haben aber sicher keine Jahrhunderte alte Tradition hinter sich, sondern benutzen von Musikwissenschaftlern herausgegebene moderne Ausgaben, in Form von Liederbüchern oder Sammlungen alter Musik.

--Alpenfrauchen 20:53, 18.Nov.2009

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