Volkstanz im Internet 32: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 30. Juni 2024, 18:44 Uhr
Mai 2023
Für wen schreibe ich die vielen von mir veröffentlichten Noten und Tanzbeschreibungen?
Ich schreibe natürlich für Volkstänzer und Volkstanz-Musikanten. Aber eigentlich eher für Musik-Anfänger. Wenn ein Musikant über das Anfängerstadium hinaus ist, wenn er etwa auf seiner Harmonika nicht mehr ausschließlich Knöpfe drückt, sondern damit Musik macht, braucht er meine Seiten eigentlich nicht mehr. Auch ich spiele kaum das, was ich niederschreibe, meine Spielweise verändert sich mit meinem Können, ist schon weit über das hinaus, was ich niederschreibe. Aber ich merke immer wieder, etwa auch beim Drumherum in Regen oder beim Geigentag in Goisern, wie viele auch wirklich gute Musikanten sich aus meinen Seiten bedient haben. Aber auch, wie viele andere Melodien ebenfalls gespielt werden, wie viele unzählige Melodien es in der Volksmusik eigentlich gibt.
Ich schreibe nicht mit wissenschaftlicher Genauigkeit. Ich bin gelernter Maurer, habe überhaupt keine wissenschaftliche Ausbildung. Ich schreibe so, wie ich selbst es gern lesen, hören oder musizieren würde. Das gilt auch für die von mir in Dancilla veröffentlichten Tanzbeschreibungen. Sie sind meist aus irgendeiner Vorlage aus dem vorigen Jahrtausend kopiert oder abgetippt, ich habe sie aber teilweise sprachlich geändert und an unsere derzeitige Sprachgepflogenheit angepasst, so wie ich es verstehe. Sie sind hoffentlich vor allem so formuliert, dass sie sowohl in Kiel als in Bozen gelesen und verstanden werden können. Ein Plagiatsjäger hätte bei mir viel zu tun. Manchmal schreibe ich tatsächlich ab, kopiere Texte, Melodien, Musizieranweisungen, ohne mit ausreichender „wissenschaftlicher Genauigkeit“ zu zitieren, manchmal weiß ich gar nicht mehr, von wem ich eine These, eine Melodie habe, schöpfe aus meiner Erinnerung, kann daher keine korrekte Quelle angeben.
Die Melodien schreibe ich so, wie ich selbst es gerne spiele, eher nicht zu sehr vereinfacht, jedoch auch nicht allzu kompliziert. Für mich erkennbare musikalische Fehler in der Vorlage bessere ich natürlich aus – dies auch dann, wenn ich nur glaube, dass es ein Fehler sei. Ja, auch in gedruckten Werken gibt es Fehler, immer wieder, nur – einmal Gedrucktes kann man nicht mehr berichtigen, im Internet kann ich es ausbessern. Ich schreibe alles zweistimmig mit einfacher Bassbezeichnung nieder, auch wenn meine Vorlage einstimmig oder fünfstimmig ist. Ich denke dabei meist an zwei Geigen, kann aber selbst nicht Geige spielen.
Mit dem Noten-Schreiben habe ich vor Jahrzehnten begonnen, um für meine Mitmusikanten meine Spielweise, meine Melodien, meine Varianten aufzuschreiben und damit gemeinsames Musizieren zu ermöglichen. Und dabei bleibe ich immer noch. Immer wieder schöpfe ich auch aus meiner Erinnerung oder aus meinen Aufzeichnungen in der Jugend.
Bei kurzen Melodien, vor allem bei vielen Volkstänzen oder Zwiefachen, schreibe ich eine Wiederholung in einer anderen Tonart dazu, bei dieser Wiederholung spiele ich mich manchmal etwas, füge Verzierungen, Änderungen ein, die im Original nicht stehen. Wie gesagt, wissenschaftliche Genauigkeit liegt mir nicht, ich möchte gut spielbares, begeisterndes Musizieren erzielen, möchte mit meiner Musik Freude bereiten und nicht Asche am Leben erhalten. Aber im Großen und Ganzen halte ich mich schon an die Überlieferung.
Bei vielen Volkstänzen möchte ich nicht nur 8 Takte mehrfach wiederholen, ich füge daher auch immer wieder Teile zusammen, die ursprünglich getrennt aufgezeichnet wurden. Herbert Lager hat dies als Klitterung abgelehnt. Ich meine allerdings, im vorigen Jahrhundert hatten die Aufzeichner kaum Aufnahmegeräte, konzentrierten sich auf die Tanzausführung und schrieben die gehörten Melodien nur als Kurzversion dazu, wenn überhaupt.
Aus dieser Notenschrift erzeuge ich dann die Griffschrift für die steirische Harmonika, häufig leicht vereinfacht, etwa schwierige Stellen einstimmig, damit es besser spielbar wird. Manchmal füge ich auch Verzierungen ein, so wie ich das Stück spiele, um es etwas mitreißender zu gestalten. Aber die Griffschrift muss immer zu den Noten passen, muss gemeinsames Musizieren ermöglichen.
Ich spiele zwar inzwischen gern auf Harmonikas mit zusätzlichen Bassknöpfen und Halbtönen. Da ist doch mehr für mich möglich. Als Grundlage für meine Veröffentlichungen nehme ich trotzdem eine Harmonika in überlieferter steirischer Bauart an, mit Mollbässen auf Zug und ohne zusätzliche Halbtöne. Und wo es möglich ist, schreibe ich für die dreireihige Harmonika, obwohl ich weiß, dass sie bei fast allen Usern bereits durch eine Vierreiher ersetzt wurde. Aber wie oben gesagt, ich schreibe eher für Anfänger, jedenfalls für Leute, die meine Noten wirklich benötigen.
Ich freue mich über Rückmeldungen, vor allem auch über Anregungen.
Franz Fuchs
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