Wager, Kurt: Unterschied zwischen den Versionen
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=== „Immer muss man im Innern brennen, um nach Aussen leuchten zu können“ === | === „Immer muss man im Innern brennen, um nach Aussen leuchten zu können“ === | ||
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Seinen ersten Volkstanzlehrgang besuchte Kurt Wager 1932 auf dem Stuttgarter Frauenkopf bei Karl Horak. Diese Begegnung prägte ihn nachhaltig. Weitere Lehrgänge bei Oswald Fladerer, Karl Horak und Bernhard von Peinen folgten, und bereits ein Jahr später unterrichtete Kurt Wager als jüngster Dozent an der Volkshochschule Stuttgart Volkstanz. Damit hatte er seine Lebensaufgabe gefunden. Der musische Umgang mit - vor allem jungen - Menschen, die Vermittlung von Volkstanz, Volkslied, Volkskunst und Bräuchen war ihm Herzensangelegenheit. Er war ein glänzender Redner und verstand es, die Menschen mit seinen Vorträgen und seinem Tanzunterricht zu begeistern. Die gemeinschaftsbildende und völkerverständigende Funktion, die dem Volkstanz innewohnt, war ihm schon früh bewusst und er förderte sie nach Kräften. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft - den ganzen Besitz im Rucksack - machte er sich daran, den Menschen durch den Volkstanz und die damit verbundenen Werte wieder Mut zu machen. | Seinen ersten Volkstanzlehrgang besuchte Kurt Wager 1932 auf dem Stuttgarter Frauenkopf bei [[Karl Horak]]. Diese Begegnung prägte ihn nachhaltig. Weitere Lehrgänge bei Oswald Fladerer, Karl Horak und Bernhard von Peinen folgten, und bereits ein Jahr später unterrichtete Kurt Wager als jüngster Dozent an der Volkshochschule Stuttgart Volkstanz. Damit hatte er seine Lebensaufgabe gefunden. Der musische Umgang mit - vor allem jungen - Menschen, die Vermittlung von Volkstanz, Volkslied, Volkskunst und Bräuchen war ihm Herzensangelegenheit. Er war ein glänzender Redner und verstand es, die Menschen mit seinen Vorträgen und seinem Tanzunterricht zu begeistern. Die gemeinschaftsbildende und völkerverständigende Funktion, die dem Volkstanz innewohnt, war ihm schon früh bewusst und er förderte sie nach Kräften. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft - den ganzen Besitz im Rucksack - machte er sich daran, den Menschen durch den Volkstanz und die damit verbundenen Werte wieder Mut zu machen. | ||
In den 50er und 60er Jahren wirbelte Kurt mit seiner Frau Elli durch Baden-Württemberg und Deutschland und drückte den Gruppen, mit denen er in Berührung kam, seinen Wager’schen Stempel auf, der vor allem in der AG der Sing-, Tanz- und Spielkreise bis heute deutlich erkennbar ist. Bei vielen Gruppen kann man auch heute in der zweiten oder dritten Generation der Tanzleiter noch den Wager’schen Stil erkennen. Nachdem sich die Spielkreise aus Stuttgart, Heidelberg, Karlsruhe, Ulm und Geislingen immer wieder freundschaftlich trafen, wurde auf Initiative von Kurt Wager und Gerhard Stahl (dem Bruder von Uli Stahl) 1952 die Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise gegründet. Bis fünf Jahre vor seinen Tod war Kurt Wager deren Vorsitzender und dann Ehrenvorsitzender. | In den 50er und 60er Jahren wirbelte Kurt mit seiner Frau Elli durch Baden-Württemberg und Deutschland und drückte den Gruppen, mit denen er in Berührung kam, seinen Wager’schen Stempel auf, der vor allem in der [[AG Sing-Tanz-Spiel|AG der Sing-, Tanz- und Spielkreise]] bis heute deutlich erkennbar ist. Bei vielen Gruppen kann man auch heute in der zweiten oder dritten Generation der Tanzleiter noch den Wager’schen Stil erkennen. Nachdem sich die Spielkreise aus Stuttgart, Heidelberg, Karlsruhe, Ulm und Geislingen immer wieder freundschaftlich trafen, wurde auf Initiative von Kurt Wager und Gerhard Stahl (dem Bruder von Uli Stahl) 1952 die Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise gegründet. Bis fünf Jahre vor seinen Tod war Kurt Wager deren Vorsitzender und dann Ehrenvorsitzender. | ||
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Aktuelle Version vom 1. Februar 2019, 18:03 Uhr
(* 18.04.1911 in Stuttgart † 12.09.1979 in Eßlingen)
Kurt Wager hat massgeblich die Volkstanszene in Baden-Württemberg und der ganzen Bundesrepublik nach dem Krieg geprägt. Als Gründer, Vorstand und Leiter mehrerer Tanzverbände (u.a. des Arbeitskreises für Tanz im Bundesgebiet (heute DBT - Deutscher Bundesverband Tanz) und der Deutschen Gesellschaft für Volkstanz (DGV)) und Volkstanz-, Sing- und Spielkreisen war er bis zu seinem Tode stets aktiv. Er war bislang auch die einzige staatliche Honorarkraft, die in Baden-Württemberg für den Volkstanz tätig sein konnte.
Ihm zu Gedenken wird die Kurt-Wager-Medaille an Persönlichkeiten und Institutionen verliehen, die sich um den Volkstanz verdient gemacht haben. Die Verleihung obliegt heute dem Schwäbischen Albverein.
Das Leben des "deutschen Volkstanzpapstes"
„Immer muss man im Innern brennen, um nach Aussen leuchten zu können“
Wulf Wager in der Festschrift "50 Jahre AG"
Seinen ersten Volkstanzlehrgang besuchte Kurt Wager 1932 auf dem Stuttgarter Frauenkopf bei Karl Horak. Diese Begegnung prägte ihn nachhaltig. Weitere Lehrgänge bei Oswald Fladerer, Karl Horak und Bernhard von Peinen folgten, und bereits ein Jahr später unterrichtete Kurt Wager als jüngster Dozent an der Volkshochschule Stuttgart Volkstanz. Damit hatte er seine Lebensaufgabe gefunden. Der musische Umgang mit - vor allem jungen - Menschen, die Vermittlung von Volkstanz, Volkslied, Volkskunst und Bräuchen war ihm Herzensangelegenheit. Er war ein glänzender Redner und verstand es, die Menschen mit seinen Vorträgen und seinem Tanzunterricht zu begeistern. Die gemeinschaftsbildende und völkerverständigende Funktion, die dem Volkstanz innewohnt, war ihm schon früh bewusst und er förderte sie nach Kräften. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft - den ganzen Besitz im Rucksack - machte er sich daran, den Menschen durch den Volkstanz und die damit verbundenen Werte wieder Mut zu machen.
In den 50er und 60er Jahren wirbelte Kurt mit seiner Frau Elli durch Baden-Württemberg und Deutschland und drückte den Gruppen, mit denen er in Berührung kam, seinen Wager’schen Stempel auf, der vor allem in der AG der Sing-, Tanz- und Spielkreise bis heute deutlich erkennbar ist. Bei vielen Gruppen kann man auch heute in der zweiten oder dritten Generation der Tanzleiter noch den Wager’schen Stil erkennen. Nachdem sich die Spielkreise aus Stuttgart, Heidelberg, Karlsruhe, Ulm und Geislingen immer wieder freundschaftlich trafen, wurde auf Initiative von Kurt Wager und Gerhard Stahl (dem Bruder von Uli Stahl) 1952 die Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise gegründet. Bis fünf Jahre vor seinen Tod war Kurt Wager deren Vorsitzender und dann Ehrenvorsitzender.
Es war nicht immer einfach, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er forderte von seinen Mitstreitern den selben Einsatz, den er selbst zu bringen bereit war. Diesem Anspruch konnten natürlich nicht alle gerecht werden. Nach Modetendenzen und politischer Opportunität hat er nie gefragt. Er ging nie den bequemen Weg, der ihm einiges Anecken erspart hätte, sondern den aufrechten Weg seiner inneren Überzeugung, den Weg des Kampfes für seine Heimat und für die Pflege der volkskulturellen Werte. Sein Streben nach dem „reinen“ Volkstanz, der nicht zur Schau, sondern zur Gemeinschafts- und Persönlichkeitsbildung junger Menschen dienen sollte, hat ihn zu dieser im Innern brennenden Persönlichkeit werden lassen, die nach außen leuchten konnte und an der sich viele wärmten, erhellten, aber auch manche die Finger verbrennen mussten. Viele Auslandfahrten mit dem Stuttgarter Spielkreis und dem 1955 gegründeten Südwestdeutschen Spielkreis durch ganz Europa und nach Südafrika haben Kurt Wager auch im Ausland bekannt gemacht. Der Wert des Volkstanzes als Ebene der internationalen Begegnung und Instrument der Friedensbewahrung war eine wichtige Säule der Jugend- und Erwachsenenbildung, wie sie Kurt Wager betrieb. So knüpfte er auch viele Verbindungen, die heute noch für den deutschen Volkstanz wichtig sind. In seiner Rolle als „Volkstanzpapst“, wie er teils ehrfürchtig, teils liebevoll, auch distanziert betitelt wurde, hat er immer den Volkstanz des ganzen deutschen Sprachraumes gesehen. So galt eines seiner Hauptaugenmerke den Volkstänzen aus deutschen Sprachinseln im europäischen Osten.
Neben der Volkstanzarbeit schlug Kurt Wagers Herz vor allem auch für das Laienspiel und das Singen, das er beides als echte Leidenschaft empfand. Unzählige Male hat er in seiner unverkennbaren Art den Totentanz oder das Oberuferer Christgeburtspiel selbst gespielt oder als „Lehrmeister in der Tat“ Regie geführt. Ungezählt bleiben auch die offenen Volksliedersingen, die er u.a für den Süddeutschen Rundfunk geleitet hat. Er war zwar kein Chorleiter und kein Musiker im eigentlichen Sinne, konnte aber durch seine Art begeistern und mitreißen. Die Gründungen der Volkstanzwoche in Ortenberg, der Arbeitsgemeinschaft der Heimat- und Volkstumspflege, des Stuttgarter Advents-Singens und der Heimattage Baden-Württemberg fußen maßgeblich auf seinen Ideen, seiner Initiative und seiner Motivations- und Schaffenskraft. Während des Landesfestes zum Tag der Heimat 1979 erlitt er eine Hirnblutung und erlag dieser wenige Tage später. Manche Idee und manches Gedankengut wirkt durch seine Schüler und seine Familie bis heute. Vieles von dem, was er schuf, blieb und bleibt bestehen.
Kurt Wager 60 Jahre!
Zu Kurt Wagers 60. Geburtstag 1971 erschien in der Zeitschrift des Arbeitskreises Tanz im Bundesgebiet (heute DBT Deutscher Bundesverband Tanz) folgende Laudatio:
Der deutsche Volkstanz ist ohne ihn in den letzten zwei Jahrzehnten nicht denkbar, und zwar nicht nur in Kurt Wagers Heimat Baden-Württemberg, sondern in der ganzen Bundesrepublik und auch darüber hinaus im Ausland! Dort gilt er vielfach als einer der besten und bedeutendsten Vertreter des Deutschen Volkstanzes.Wir verdanken ihm auf vielen Gebieten unserer Arbeit unendlich viel: Im Aufbau von einer kleinen bis zur großen Organisation, d.h. von der Gründung eines Tanz- oder Spielkreises, über seine baden-württemberg-ische Arbeitsgemeinschaft bis zur Fachgruppe Volkstanz, in der Vermittlung von Volkstanzgut aller Art, durch die unendliche Zahl von kleinen und großen Lehrgängen, Werkwochen und Tagungen, durch Beratung aller Art, in der Zusammenarbeit mit vielen anderen Organisationen, auch des Auslandes - ja, es gibt wohl kaum ein Gebiet des Volkstanzes, in dem er nicht mit großem Erfolg und unermüdlichem Einsatz gewirkt hat. - Seine Freunde wissen, daß er oft bis zur äußersten körperlichen, geistigen und seelischen Grenze für den Volkstanz gearbeitet hat und immer noch arbeitet. - Wir wünschen ihm und uns, daß ihm noch lange die körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte und die Gesundheit erhalten bleiben, um für den Volkstanz, für uns, zu wirken!
Kurt Wager wurde am 18.4.1911 in Stuttgart geboren, ging dort zur Schule (Mittlere Reife) und wurde dann Werkzeugmacher (Gesellenprüfung mit Auszeichnung!). Durch seine Mitgliedschaft bei der Christlichen Pfadfinderschaft kam er zur Jugendbewegung. Schon dort leitete er mehrere Spielscharen. Er nahm an Volkstanzlehrgängen von Fladerer und Horak teil und leitete dann einen Volkstanzkurs an der Volkshochschule Stuttgart. Über diese kam er zum Freiwilligen Arbeitsdienst, wo er Lagerleiter wurde, aber nach der Gleichschaltung wieder ausschied. - In seinem Beruf arbeitete er bei Daimler-Benz in Untertürkheim und ab 1936 in Berlin. - Dort lernte er seine Frau Elli in einer Volkstumsgruppe kennen. 1942 haben sie, kurz vor seiner Einberufung zur Wehrmacht, geheiratet. Nach dem Zusammenbruch fing Kurt Wager in Stuttgart-Plieningen sein Leben wieder neu an. - 1950 wurde er vom Bauernverband und von Regierungsseite zur Jugendkultur- und Volkstumsarbeit geholt. Seit 1951 ist er 1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise in Baden-Württemberg. Er ist Mitbegründer des Arbeitskreises für Tanz und der Fachgruppe Volkstanz, deren Leiter er lange Jahre war. In verschiedenen großen Verbänden, wie Schwäbischer Albverein, Deutsche Wanderjugend, Deutsche Jugend des Ostens, ist er Mitarbeiter für Volkstanzfragen. 1965 wurde Kurt Wager Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Heimat— und Volkstumspflege in Baden-Württemberg. Hier hat er vor allem die Beratung in allen Fragen der Volkstumspflege und hält viele Wochenendlehrgänge und Arbeitswochen.
In einer Feierstunde am 17. 4. d. J. hat Kurt Wagers engster Kreis, der Schwäbische Spielkreis, ihn geehrt. - In seiner Festrede führte Wolfgang Hiel, 1. Vorsitzender des Schwäbischen Spielkreises, die Liebe Kurt Wagers zu seiner Heimat und zu seinem Volk an, die ihn u. a. auch in Freundschaft mit Ludwig Finckh verbunden hat. Aus dieser Quelle habe Kurt Wager immer geschöpft, sie habe ihm auch immer die Kraft gegeben für sein vieles und vielfältiges Wirken. Es sei vielleicht von ihm politisch unklug gewesen, sich zu Volk und Heimat zu bekennen, anstatt sich Modetendenzen und Opportunität anzupassen, aber Kurt Wager sei immer den Weg seiner inneren Überzeugung gegangen, der ihn zu der Persönlichkeit geformt hat, wie ihn alle kennen. - Die Zahl seiner Freunde im In- und Ausland und ihre Verschiedenartigkeit sei sehr groß, aber in einem seien sie alle einig - in der Liebe und Treue zu ihrer Heimat!
Kurt Wager zum Gedenken
Nachruf im AG-Rundbrief Nr. 46 im Februar 1980, von Gerhard Palmer und Hans-Jörg Brenner
Am Dienstag, den 18. September 1979 wurde auf dem Friedhof in Stuttgart-Plieningen, nur wenige Meter von seiner langjährigen Wirkungsstätte entfernt, unser Ehrenvorsitzender Kurt Wager zur letzten Ruhe gebettet.
Von einem im Frühjahr erlittenen Schlaganfall noch nicht völlig erholt, musste er gegen Ende der Schlussveranstaltung der Heimattage Baden Württemberg in Esslingen, der er, wie vielen anderen Veranstaltungen der Heimattage auch, beigewohnt hatte, ins Krankenhaus gebracht werden. Er ist dort am 12. September verstorben.
Zahlreiche Trauergäste fast aus aller Welt gaben Kurt Wager das letzte Geleit und viele Freunde aus seinem Wirkungskreis gestalteten die Trauerfeier und das Begräbnis in seinem Sinne mit:
So hielt unser Freund und altes Spielkreismitglied Albert Renz die Predigt bei der Totenfeier in der Martinskirche in Plieningen und die Aussegnung am Grab. Der Chor und Musikanten unserer Arbeitsgemeinschaft umrahmten die Feier und begleiteten den Sarg, Ernest v. Eynde aus Sint Niklaas in Flandern erwies seinem Freund mit dem Schwingen der flandrischen Fahne die letzte Ehre und bedeckte den Sarg damit. Die Schwerttänzer der Arbeitsgemeinschaft erwiesen den letzten Gruß mit der geschrittenen Schlussfigur des Schwerttanzes und dem Schwertspruch und begleiteten anschließend den Sarg zum Grab, wo er durch die Tore der erhobenen Schwerter seinen letzten Platz erreichte.
Eine lange Reihe von Nachrufen ließ erkennen, in welch umfassender Weise Kurt Wager gewirkt hatte.
Eine fast endlose Schlange von Freunden, Schülern und sonstigen Trauergästen nahmen dann Abschied von Kurt Wager.
Als erster sprach Dr. Martin Dorn für die Arbeitsgemeinschaft für Heimat- und Volkstumspflege in Baden-Württemberg. Für die Landesregierung und zugleich für die Vertriebenenverbände sprach Ministerialdirigent Helmut Haun vom Innenministerium. Es folgten dann die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise in Baden Württemberg (Gerhard Palmer), der Österreichischen Volkstanzvereinigung (Walter Schmidt), der flämischen Freunde (Ernest van Eynde), der Schweiz (Heidi Schmidt), der Deutschen Gesellschaft für Volkstanz (Wilfried Knorr), des Stuttgarter Spielkreises (Dr. Winfried Reiff), der Deutsch-Südafrikanischen Gesellschaft (Max Bürklin), des Kulturwerks für Südtirol und zugleich des Schwäbischen Sängerbundes (Adolf Haiss), des Landesverbandes der Heimat- und Trachtenverbände Baden-Württemberg (G. F. Weber-Benzing), des Bundes der Landjugend (Walter Vohl), der Deutschen Hessischen Volkstanz- und Trachtenvereinigung (Walter Gutjahr) und des Schwäbischen Spielkreises (Herr Lepell).
Es ist nicht möglich, den Inhalt aller Würdigungen und Dankesworte hier nur annähernd wiederzugeben. Es wird auch kaum jemand in der Lage sein, heute schon das Gesamtwerk Kurt Wagers zusammenfassend zu würdigen und all die Ideen, all die Anstöße und durchgeführten Vorhaben aufzuzählen. Dies wird sicherlich einer späteren Zeit vorbehalten bleiben müssen. Wir wollen aber einen würdigenden Abriss seines Lebens geben, der die wichtigen Stationen diese Lebens und seiner Arbeit aufführen soll (soweit wir diese kennen):
Kurt Wager wurde am 18. April 1911 in Stuttgart geboren. Er ging in Stuttgart in die Schickhardt-Bürgerschule zur Schule und machte die Mittlere Reife. Danach absolvierte er eine Lehre als Werkzeugmacher. Nach der Lehrzeit war er zunächst „erwerbslos“ aber keineswegs „arbeitslos“, denn die Zeit wurde zur Mitarbeit in einer Gruppe junger Erwerbsloser der Volkshochschule genutzt. Diese Gruppe führte u. a. auf der damaligen Freilichtbühne im Stuttgarter Bopserwald Schiller’s „Räuber“ und Lippl’s „Totentanz“ auf. Aber auch in das Barackenviertel von Stuttgart zog diese Gruppe, sang und tanzte dort mit den Kindern.
In der verbleibenden Zeit wurden Vorträge und Kurse über alle wesentlichen Lebensgebiete besucht. Kurt Wager wurde dann hauptsächlich durch die Fahrtenzeit mit dem Leo-Hassler-Kreis in Stuttgart geprägt, später von der Jungchristlichen Spielschar, die einst von der Volkshochschule Hainstein ausgegangen und auch auf Spielfahrten in das Ruhrgebiet und nach Siebenbürgen gezogen war. Es folgte dann die Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft der Stuttgarter Jugendbünde und im Bund Christdeutscher Jugend. Dort betätigte sich Kurt Wager vornehmlich im Laienspiel.
Einen ersten Volkstanzlehrgang besuchte er beim Finkensteiner Bund in Stuttgart. Weitere Volkstanzlehrgänge folgten, deren Lehrer damals hauptsächlich Karl Horak und Oswald Fladerer waren. Ein Jahr nach Teilnahme an seinem ersten Volkstanzlehrgang unterrichtet Kurt Wager bereits in eigenen Volkstanzlehrgängen an der Volkshochschule, deren jüngster Dozent er damals war.
Ab 1933 arbeitet Kurt Wager bei Daimler-Benz in Stuttgart-Untertürkheim und ab 1936 bei derselben Firma im Werk Berlin. Dort war er Mitglied in der Werksgruppe der Firma und beteiligte sich besonders aktiv am Volkstanz und Singen der Gruppe und betreute darüber hinaus auch andere Volkstumsgruppen in Berlin. In dieser Zeit und in einer solchen Gruppe lernte er auch seine Frau Elli kennen. Kurz vor seiner Einberufung zur Wehrmacht 1942 heirateten die Beiden.
Auch während des Kriegseinsatzes war Kurt Wager teilweise in einer Volkstumsgruppe tätig und beteiligte sich mit dieser Gruppe oft an Lazarettbetreuungen. Nach Ende des Krieges schlug er sich zu Fuß nach Stuttgart durch.
Bis 1950 arbeitete er dann wieder an der Werkbank in Bernhausen bei Stuttgart und anschließend in Plieningen. Jedoch bereits 1947 baute Kurt Wager im Auftrag des Kultusministeriums Württemberg-Baden die Volkstanzberatungsstelle auf. Als sichtbares Zeichen hat Kurt damals zusammen mit dem Bezirksjugendring Nordwürttemberg das „Volkstanzheft“ herausgegeben sowie ein Beschreibungsheft zu den darin enthaltenen Tänzen. Dieses Volkstanzheft wurde im Allgemeinen als „Grundheft“ bezeichnet und war über lange Jahre das Heft, auf dem viele Volkstanzarbeit nach dem Kriege fast allein fußte. In Zusammenarbeit mit der Jugend- und Sportleiterschule in Ruit über Esslingen wurden dann Erweiterungen dieses Volkstanzheftes für die verschiedensten Musikbesetzungen von Kurt erarbeitet und herausgegeben.
Ab 1950 arbeitete Kurt Wager dann hauptberuflich in der Jugend-, Kultur- und Volkstumsarbeit. Zunächst im Bund der Landjugend im Bauernverband und als Referent für den Bezirksjugendring, dann für die Deutsche Wanderjugend besonders des Schwäbischen Alb-Vereins, aber auch der anderen Wanderverbände auf Bundesebene.
Dazu kam die Arbeit in vielen DJO-Gruppen und natürlich die laufende Betreuung der Tanz- und Spielkreise ohne Verbandsanschluss.
Seine weitgespannte Arbeit im ganzen Lande und seine Initiative führte 1952 zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise in Baden-Württemberg mit den Gründungsmitgliedsgruppen Stuttgarter Spielkreis, Geislinger Spielkreis, Ulmer Singkreis, Heidelberger Spielkreis, BCJ-Tanzkreis Karlsruhe. Bis einschließlich 1974 war Kurt Wager der 1. Vorsitzender dieser Arbeitgemeinschaft und danach Ehrenvorsitzender und Träger des goldenen AG-Abzeichens seit 1967.
Aber seine Arbeit strahlte auch auf die Tanzarbeit auf Bundesebene aus, z. B. in den Arbeitskreis für Tanz im Bundesgebiet, dessen Mitbegründer er war. In diesem Arbeitskreis arbeitete er für den Volkstanz im „Studienkreis Volkstanz“, dann in der Nachfolgeorganisation „Fachgruppe Volkstanz“ und schließlich in der „Arbeitsgemeinschaft Volkstanz“. Seine unmittelbare Arbeit in diesen Gremien und sein Einsatz führte dann zur Gründung der „Deutschen Gesellschaft für Volkstanz“. Mit einer kleineren Unterbrechung war er bis 1967 deren Vorsitzender und anschließend Ehrenvorsitzender.
Man kann sicher mit gutem Recht heute schon feststellen, dass der Deutsche Volkstanz der Nachkriegszeit nicht denkbar ist ohne Kurt Wagers Einsatz.
Seine Mitarbeit in den verschiedenen Verbänden hat sich im Laufe der Zeit gewandelt und die Verantwortung in verschiedenen Bereichen ist auf seinen Wunsch hin in jüngere Hände übergegangen. Aber mit Rat und Tat stand er diesen Verbänden und vielen Einzelnen weiterhin bis zu seinem Tode zur Seite.
Naturgemäß war sein Wirken in Baden-Württemberg, seiner Heimat, besonders ausgeprägt. Er hat aber über die vorgenannten Organisationen und seine vielen persönlichen Verbindungen auch in die anderen Gebiete der Bundesrepublik Deutschland hineingewirkt als maßgebender und anerkannter Kenner und Vermittler des deutschen Volkstanzes.
Im Ausland gilt er als einer der besten und bedeutendsten Vertreter des deutschen Volkstanzes. Auf vielen verschiedenen Reisen mit Volkstanz- und Spielgruppen hat er seit 1950 viele Länder besucht und viele gute herzliche Bande geknüpft.
Besonders herzliche und persönliche Verbindungen entstanden so nach Österreich, Flandern, Schweden, Südtirol, die Schweiz und Südafrika.
Kurt Wager war aber nicht nur auf dem Gebiet des Volkstanzes tätig, er hat auch viele Anregungen und Anstöße auf verschiedenen Gebieten der Volkstumspflege gegeben.
Volkslied, Laienspiel, Tracht, Fest- und Feiergestaltung und Brauchtum im Jahreslauf haben ihn immer wieder beschäftigt, ihn zu Nachforschung und Neugestaltung veranlasst, und mit viel Schwung und Überzeugungskraft war er bemüht, Kenntnisse über die Überlieferungen der Jugend mitzuteilen.
Auf seine Anregung hin sind auch eine ganze Reihe von Volkstanzmusiken entstanden. Da er der Meinung war, dass nach und mit lebendiger Musik getanzt werden müsse, nicht nach Schallplatte oder Kassette, hat er sich auch darum gekümmert und vor allem die Versorgung mit Notenmaterial für Gruppen und Musikanten in die Wege geleitet.
Im Jahr 1963 wurde die Arbeitsgemeinschaft für Heimat- und Volkstumspflege in Baden-Württemberg gegründet. Kurt Wager wurde zu deren Geschäftsführer sofort nach Gründung berufen und er hat diese Stelle bis zum 30. Juni 1979 in unermüdlichem Einsatz innegehabt. Vieles seiner bisherigen Arbeit konnte er hier in größerem Rahmen verwirklichen und diese Arbeit ausbauen und verbreitern.
Er führte u. a. das inzwischen bekannt gewordene Stuttgarter Adventssingen ein und veranstaltete dieses nun Jahr für Jahr. Er war außerdem wesentlich daran beteiligt, dass 1978 die „Heimattage Baden-Württemberg“ ins Leben gerufen wurden. Bis zum Ende der diesjährigen Heimattage in Esslingen konnte er noch den Erfolg seines Wirkens miterleben.
Sammel- und Ausstrahlungspunkt seiner spezifischen Art der Volkstanz- und Brauchtumspflege war natürlich und ist bis heute geblieben die Arbeitsgemeinschaft der Sing-, Tanz- und Spielkreise in Baden-Württemberg, die untrennbar mit seinem Namen verbunden ist.
Wesentlich war ihm von Anfang an und bis zuletzt, dass er Einsatzbereitschaft und Disziplin forderte. Er war so oft unbequem und kompromisslos in seinen Vorstellungen und Forderungen. Trotzdem oder gerade deshalb hatte er in seinen vielen großen und kleineren Lehrgängen außergewöhnlichen Zuspruch und konnte so eine sehr große Zahl von Jugendlichen und Erwachsenen mit den vielfältigen Formen des Volkstanzes bekannt machen. Man kann wohl sagen, dass fast alle Volkstanzleiter in Baden-Württemberg, die heute in den verschiedenen Verbänden wirken, im Grunde seine Schüler sind.
So wirkt seine Arbeit heute in viele Kreise und Gruppen hinein, auch in solche, die ihn vielleicht nicht persönlich kennen. Andere kennen ihn seit Jahren besonders gut und so ist er bei vielen Gruppen des Inlandes und einigen des Auslandes Ehrenmitglied.
Für seinen unermüdlichen Einsatz und seine Arbeit für die Volkstumspflege und den Volkstanz, für das Volkslied und die Volksmusik wurde Kurt Wager auch in verschiedenster Weise geehrt:
1962 wurde ihm die Silberne Ehrennadel der DJO verliehen, 1963 die Silberne Ehrennadel des Schwäbischen Albvereins, 1971 der Alb-Vereins-Ehrenschild, 1972 die Adalbert-Stifter-Medaille der Sudetendeuschen Landmannsschaft, 1973 das Ehrenzeichen der Egerländer Gmoi, im gleichen Jahr ein Orden für deutsch-französische Zusammenarbeit und das Bundesverdienstkreuz am Band und schließlich wurde er 1976 zu seinem 65. Geburtstag mit der „Raimund-Zoder-Medaille“ der Bundesarbeitsgemeinschaft österreichischer Volkstanz ausgezeichnet.
Vielen ist bekannt, dass Kurt Wager über Jahre hinweg oft bis an die Grenze seiner eigenen Kräfte durch eigene Aufgabenstellung belastet für den Volkstanz und das deutsche Volkstum bearbeitet und gewirkt hat. Das von ihm Geschaffene lebt aber sicher in und mit seinen Schülern und Nachfolgern weiter, wenn auch ein Künder wie Kurt Wager einer war, nicht unbedingt darunter ist.
Viele seiner Ideen, seiner richtungsweisenden Aussagen werden weiterleben und Anderen als Richtschnur dienen, manche Anregung wird aufgenommen und weiterentwickelt werden.
Es ist zu hoffen, dass sie dazu beitragen, dass der deutsche Volkstanz im Besonderen und darüber hinaus weitere Bereiche unseres Brauch- und Volkstums eine gute Zukunft haben.
Wir wollen Kurt Wager so in Erinnerung behalten, wie wir ihn all die Jahre hindurch wirkend und lehrend kannten und ihm ein dauerndes Andenken bewahren.
Seine Lebensleistung sei Beispiel und Ansporn, uns zu bemühen sein Werk fortzuführen, weiter zu entwickeln und weiterzutragen.
So allein können wir ihm etwas an Dank abstatten.