Schwarzerdner: Unterschied zwischen den Versionen
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* Die Tanzform ist von Karl Lorenz nach einem in der Gymnastikschule Schwarzerden (Rhön) entstandenen Mädchentanz. | * Die Tanzform ist von Karl Lorenz nach einem in der Gymnastikschule Schwarzerden (Rhön) entstandenen Mädchentanz. | ||
*[[AG Sing-Tanz-Spiel: Unsere Tänze]] | *[[AG Sing-Tanz-Spiel: Unsere Tänze]] | ||
* [https://www.volkstanzkreis-freising.de/index.html www.Volkstanzkreis-Freising.de] | * [https://www.volkstanzkreis-freising.de/index.html www.Volkstanzkreis-Freising.de] | ||
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== Noten == | == Noten == | ||
* Die Melodie ist ein "Deutscher" aus der Steiermark, aus der sog. Knaffl-Handschrift von 1813 | |||
* Steirische Originalfassung in der Sänger- und Musikantenzeitung 50/3, 2007, S.162-163. | |||
* [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/schwarzerdner.htm zweistimmige Noten mit Bassbezifferung] | * [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/schwarzerdner.htm zweistimmige Noten mit Bassbezifferung] | ||
* [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/schwarzerdnergs.htm Griffschrift für Steirische Harmonika] | * [https://www.volksmusik.cc/volkstanz/schwarzerdnergs.htm Griffschrift für Steirische Harmonika] |
Version vom 20. Oktober 2012, 14:02 Uhr
Schwarzerdener Tanz, Schwarzerdener Pfingsttanz, Rhön.
Ausgangsstellung
Wechseltanz, geradzahlige Anzahl von Tanzpaaren, welche im Kreis stehen mit dem Gesicht zur Kreismitte, die Hände durchgefasst. Je zwei Paare tanzen zusammen. Wer Paar Paar 1 oder 2 ist wird vor dem Tanz durch Abzählen festgestellt.
1. Figur: Gehen im Kreis
Takt 1-8: Alle gehen mit Dreierschritten im Kreis im Uhrzeigersinn (gegen Tanzrichtung).
Takt 1-8 W: Gegenfigur: Jeder für sich macht eine halbe Drehung im Uhrzeigersinn, so dass alle nun gegen den Uhrzeigersinn auf der Kreisbahn gehen können. Handfassung bleibt erhalten.
Auf Takt 8 wenden sich die Paare 1 und 2 zueinander. Paar 1 schaut in Tanzrichtung, Paar 2 gegen Tanzrichtung, die Innenhände sind gefasst.
2. Figur: Tore, Schlupfen, Zweipaarkreis
Takt 1-2: Beide Paare gehen vorwärts auf den Gegenplatz, wobei Paar 2 die gefassten Innenarme hebt und Paar 1 in Tanzrichtung durch das Tor geht. Am Gegenplatz die Handfassung lösen und eine halbes Mal über innen drehen, so dass sich die Paare wieder gegenüber stehen. Wieder Innenhandfassung einnehmen.
Takt 3-4: Beide Paare gehen wieder vorwärts auf den Gegenplatz wobei jetzt Paar 1 die Arme hebt und Paar 2 in Tanzrichtung durch das Tor geht. Das Paar, das in Tanzrichtung schaut, schlupft also immer durch das Tor. Am Gegenplatz Einzeldrehung wie in Takt 2.
Takt 5-6: Beide Paare gehen wieder vorwärts; Paar 2 hebt die Arme, Paar 1 geht in Tanzrichtung durch das Tor. Diesmal wendet man sich nicht sondern geht weiter zum entgegenkommenden Paar.
Takt 7-8: Mit diesem einen Zweipaarkreis bilden und mit 6 verhaltenen Schritten einen halben Umgang im Uhrzeigersinn um den Kreismittelpunkt machen. Jeder hat jetzt Front zum Ausgangsplatz, d.h. Paar 1 schaut gegen und Paar 2 in Tanzrichtung.
Takt 1-8 W: Wiederholen der ganzen Figur 2 wobei jedoch Paar 1 zuerst das Tor für Paar 2 macht, weil ja das Paar, das in Tanzrichtung schaut, immer durchs Tor geht. Bei Takt 8 sofort zum großen Kreis durchfassen (Stirnkreis). Jedes Paar hat nun die gleichen Nachbarpaare wie zu Anfang des Tanzes.
3. Figur: Tänzerin weiterreichen
Takt 1: Alle Tänzer machen nun, mit dem linken Fuß beginnend, einen Dreierschritt rückwärts nach kreisaußen, die Tänzerinnen gehen mit einem Dreierschritt gegen Tanzrichtung, machen eine halbe Drehung gegen den Uhrzeigersinn, stellen sich vor den Tänzer und nehmen kurzzeitig Zweihandfassung ein (Blickkontakt). Der Tänzer hat zuvor die Handfassung mit der linken Tänzerin gelöst, behält sie aber mit der rechten Tänzerin bei und führt sie so von seiner rechten Seite zur Gegenüberstellung.
Takt 2: Die Tänzer lösen die rechte Handfassung, halten die Tänzerinnen aber mit der linken Hand gefasst. Diese gehen mit einem Dreierschritt gegen Tanzrichtung weiter, machen eine halbe Drehung gegen den Uhrzeigersinn und stellen sich links neben die Tänzer und nehmen zusätzlich Handfassung mit dem Tänzer, der an ihrer linken Seite steht. Während dieser Zeit machen die Tänzer einen Dreierschritt vorwärts zur Kreismitte. Nun hat sich wieder ein Stirnkreis gebildet wie am Ende des Schlupfens, jedoch sind alle Tänzerinnen eine Position weiter im Kreis gegen Tanzrichtung gekommen. Sie sind aus der Sicht des Tänzers von rechts nach links weitergereicht worden.
Das Weiterreichen der Tänzerin kann selbstverständlich auch in umgekehrter Richtung erfolgen, man muss sich nur einig sein. Bei öffentlichen Tanzfesten gibt es gelegentlich ein Durcheinander, weil einige die Tänzerinnen nach links, andere nach rechts weiterzureichen gewohnt sind.
Takt 3-16: Das Weiterreichen der Tänzerinnen wird noch 7 mal wiederholt, also insgesamt 8 mal ausgeführt. Sie kommen also 8 Tänzer gegen Tanzrichtung weiter. Damit hat jede Tänzerin 1 wieder einen Tänzer 1 neben sich. Die Nummerierung der Paare und der Tanzenden bleibt also unverändert.
Zur Ausführung
Damit ist ein Durchgang beendet. Üblicher Weise wird der Tanz zwei oder dreimal durchgetanzt. Am Ende des letzten Durchgangs wird noch einmal Figur 1 ausgeführt: Gehen im Kreis im und gegen den Uhrzeigersinn (Gegen und und in Tanzrichtung). Bei den letzten zwei Takten des Gehens gegen Uhrzeigersinn machen alle drei Schritte und einen Schlussschritt vorwärts zur Kreismitte und verbeugen sich.
Quellen
- Die Tanzform ist von Karl Lorenz nach einem in der Gymnastikschule Schwarzerden (Rhön) entstandenen Mädchentanz.
- AG Sing-Tanz-Spiel: Unsere Tänze
- www.Volkstanzkreis-Freising.de
- Übertragen von Volksmusik und Volkstanz im Alpenland
Noten
- Die Melodie ist ein "Deutscher" aus der Steiermark, aus der sog. Knaffl-Handschrift von 1813
- Steirische Originalfassung in der Sänger- und Musikantenzeitung 50/3, 2007, S.162-163.
- zweistimmige Noten mit Bassbezifferung
- Griffschrift für Steirische Harmonika
CD
Videos
Zur Zeit, d.h. Okt.2012, sind insgesamt fünf Videos mit diesem Tanz bei YouTube eingestellt; eins davon nur als reines Instrumental. Zwei davon benutzen die "klassische" langsame Version von der alten Kögler-EP 58xxx, die vor allem Senioren anspricht wie diese "deutsche" Gruppe aus Witmarsum / Brasilien.
Es geht jedenfalls auch anders, wenn man eine Lifemusik hat wie bei diesen Donauschwaben. Die Tanzfigur hat im 1.Teil eine unbedeutende Veränderung, indem der große Kreis in Zweipaarkreise aufgelöst ist.
Herkunft der Tanzmelodie
Bereits auf dem Cover der Tanz-EP 58616 vom Kögler-Verlag steht als letzter Satz nach der Tanzbeschreibung: Die Melodieist ein "Deutscher" aus der Steiermark um 1800". Diese Schallplatte ist aber sicher nicht die Originalpublikation des Tanzes, die weiterhi dringend gesucht ist. Der "Deutsche Tanz", auch "Allemande" genannt, war ein langsamer Vorläufer des Walzers; die langsame Version wäere demnach die richtigere.
In der Sänger- und Musikantenzeitschrift 50/3, 2007, S.162-163 ist offensichtlich das Original abgedruckt, bezeichnet als "Deutscher aus der Knaffl-Handschrift von 1813". Es fehlen alle weiteren Hinweise zur Herkunft, insbesondere auch darauf, dass die Melodie seit Jahrzehnten im deutschen Volkstanzbetrieb als "Schwarzerdner" geläufig ist. Dafür ist der dritte Teil extra als Trio abgetrennt und hat sogar noch einen vierten Teil am Schluß, der beim Schwarzerdner ersatzlos fehlt.
Herr Alpenfrauchen meint offensichtlich, der 1. Teil der Melodie stammt von Henry Purcell, die beiden anderen Teile von William Byrd und beweist dies, leider nur für den 3. Teil, mit den folgenden Videos.
Ab 6:51 bis 7:30 geht es in die Zeit um 1600 mit der Tanzgruppe von "Moravia Cantat"/Stuttgart und einem Ausschnitt des Schwarzerdners. Der 1. Purcell-Teil fehlt, dafür sind die mutmaßlichen Teile nach William Byrd umso schöner getanzt und gespielt. Aber mal nachdenken: die Volta war der wildeste und schnellste Tanz der Renaissance, nach 400 Jahren ist daraus geradezu ein Choral geworden.
Und das ist nun das Original zumindest der dritten Zeile des Schwarzerdners, garniert mit Portraits von William Byrd selbst und von Königin Elizabeth I. von England. Das entscheidende Stück kommt ganz am Ende, ab 1:00; hier in einer schnellen und kraftvollen Aufnahme mit Cembalo. Es gibt an die 20 Videos bei YouTube, die meisten Einspielungen auf zum Teil Jahrhunderte alten Cembalos. Und in allen Tempos, von 100m-Sprint bis Schleichen, und in allen Qualitäten. Hier passt das Tempo aber zu altenglischen Kontratänzen wie Lilliburlero und viele andere.
Und das Ganze noch einmal im Schwarzerdner-Tempo auf dem überschwemmten Markusplatz in Venedig, damit die Dublette ab 1:44 auch richtig auffällt.