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Version vom 17. Oktober 2020, 09:51 Uhr
Hier werden Schleunige aufgelistet. Der Name kommt wohl von dem raschen Tempo der Musik.
Österreichisches Musiklexikon
Ein im Salzkammergut heute (2005) noch üblicher rascher Paartanz, auch „Ålmerisch“, „Pfånnhauserisch“ (mit Bezug auf die im „Pfannhaus“ tätigen Salinenarbeiter) oder „Trapperl“ genannt, der mit dem Ländler zwar einige Teile mit Paardrehungen und das Singen und Paschen gemeinsam hat, sich von diesem aber v. a. dadurch unterscheidet, dass die Tänzer eine Kette bilden, in der sie mit charakteristischen Stampfschriften typische Figuren laufen. Im Verlauf einer Hochzeit wird der Tanz gern dazu benützt, um mit der ganzen Kette aus dem Haus zu laufen und so die Braut zu entführen („Brautstehlen“). In der Sonnleithner-Sammlung von 1819 findet man solche Melodien unter dem Namen „Rußbacher Tänze“ aus Rußbach (Lammertal/Sb) mit dem Vermerk, dass die Bewohner dort „seit undenklichen Zeiten“ nach diesen Melodien zu tanzen pflegten, „wobey das erste Paar nach Willkühr verschiedene Figuren bildet, welche die – unter wildem Geschrey, Pfeifen und Stampfen – nachtanzenden Paare nachahmen und jede Tour mit einem Walzer enden“. Die ältesten erhaltenen Schleunigen -Melodien gehen auf das Jahr 1759 zurück, doch ist der Tanz sicher älter. R. Zoder vertrat sogar die Auffassung, dass die musikalische Form der ältesten Schleunigen die in der 2. Hälfte des 18. Jh.s in Süddeutschland übliche Form des Deutschen Tanzes ist, aus dem sich im 19. Jh. durch Sonderentwicklung die neuere Schleunigen -Melodie, der Steirische, der Landler und der Walzer (Schleifer) gebildet hätten. Melodisch verwandt sind dem Schleunigen mit Schwegeln und Trommeln gespielte Schwerttänze und Schützentänze. Eine Reihe von handschriftlich erhalten gebliebenen Schleunigen-Melodien für Geigen aus dem 19. Jh. zeigen altertümliche Züge wie Bordunanklänge, sechstaktige Perioden und Verwendung von ekmelischen Tönen. Grundrhythmus der Schleunigen, die im 3/8- oder 3/4-Takt notiert werden, ist 1–3, wobei die 2 unbetont bleibt. Diesem Schema entsprechende Melodiemodelle wurden von den Musikanten vielfach diminuiert, vorzugsweise mit Synkopen und Gegenrhythmen. In den Schützentänzen haben sich Schleunigen-Melodien zum 5/8-Takt entwickelt. Die Schleunigen wurden – ebenso wie die Schwerttänze – schon früh als folkloristisches Kulturgut entdeckt und von den Salzleuten als Nebenverdienst hochgestellten Persönlichkeiten vorgeführt (Salzkammergut).
(Quelle)
Aberseer Schleuniger, Immaterielles Kulturerbe in Österreich
Der „Schleunige“ – in alten Handschriften auch „Schleinige“ genannt – ist eine ausschließlich im Salzkammergut verbreitete Spiel- und Tanzform. Eine spezielle regionale Variante des Schleunigen findet man rund um den Wolfgangsee (Abersee), also in Abersee, Strobl, St. Wolfgang und St. Gilgen. Mit einer Dauer von zehn bis zwölf Minuten ist der Aberseer Schleunige ein sehr langer und komplexer Tanz, was sich sowohl vokal, instrumental wie auch choreographisch äußert. Das markante rhythmische Element des Schleunigen besteht neben Stampfschritten und Sprüngen der Tänzer vor allem im gemeinschaftlichen Paschen (Klatschen) im Mittelteil des Tanzes. Im Gebiet um den Wolfgangsee wird der „Schleunige“ meist bei Hochzeiten gespielt und getanzt. Je nach Hochzeitsgästen und Vortänzer gestaltet sich der Tanzablauf individuell, wobei aber das Grundgerüst des Tanzes (Einspringen, Kettenform, Gesang und Paschen) unverändert beibehalten wird.
Der Schleunige ist vermutlich die im Salzkammergut älteste bekannte Spiel- und Tanzform. Er wird als Kreis- und Kettentanz bei Hochzeiten sowie bei Schützengesellschaften und Tanzveranstaltungen gespielt, gesungen und getanzt. Die Musik wird heute vorwiegend mit der diatonischen Harmonika bestritten, zu der sich verschiedene Begleitinstrumente gesellen können. Die traditionelle Besetzung besteht allerdings aus zwei Geigen und „Bassettl“ (kleine Bassgeige) oder den regionalspezifischen „Seitlpfeifen“ (klappenlose Querflöten). Als „Aberseer Schleunige“ fand der Tanz erstmals 1933 in einem Aufsatz Erwähnung, dessen Beschreibung im Wesentlichen der derzeitigen Praxis entspricht. Der Name „Schleuniger“ rührt vom äußerst raschen Tempo der Musik. Eine weitere Bezeichnung für diese Tanzform ist „Pfannhauserisch“, diese bezieht sich auf die im Salzbergbau beschäftigten Sudpfannen-Arbeiter („Pfannhauser“), welche den Tanz in den weniger arbeitsintensiven Wintermonaten auf regelrechten Tourneen auch außerhalb des Salzkammerguts vorgeführt und damit ihren Lebensunterhalt etwas aufgebessert haben. Der ebenso gebräuchliche Name „Wadlschindta“ (Wadenschinder) bezieht sich auf die in manchen Varianten vorgesehenen anstrengenden rhythmisierten Stampfschritte der Tänzer. Der Schleunige stellt im Ablauf eines Schützenfestes oder einer Tanzveranstaltung einen gewissen Höhepunkt dar, wobei speziell im Wolfgangseegebiet der „Aberseer Schleuniger“ heute noch als Hochzeitstanz eine besondere Funktion besitzt.
(Österreichische Unesco-Kommission)
Das Rätsel des Schleunigen
Kastner, Otfried: Das Rätsel des "Schleunigen". In: Oberösterreichische Heimatblätter. 1978.
- Unter diesem Titel ist im Internet ein PDF abrufbar, das historische Wurzeln der Schleunigen-Tanzfiguren angibt.
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