Hüatltanz
Aus Bad Aussee in der Steiermark
Ausgangsstellung
Tanz für drei Männer, die drei Hüte umtanzen.
Drei Männerhüte werden in Abständen von beiläufig einem Meter in einer Linie auf den Boden gelegt. Die Tänzer A, B und C sind in der Verlängerung dieser Linie hintereinander vor dem ersten Hut aufgestellt. Sie haben die Hände auf dem Rücken und bewegen sich im Wechselschritt vorwärts.
Tanzbeschreibung
Nach einigen Takten der Musik setzt sich A in Bewegung, B und C folgen ihm. Die Wege der Tänzer sind aus der nebenstehenden Zeichnung zu ersehen. C tanzt zuerst den Achter zwischen Hut I und II aus, während A und B weitertanzen, um Hut III zu umkreisen. Nun stoßen A und B bei II zu C, der inzwischen langsam seinen vorgeschriebenen Weg getanzt hat. C ist nun Erster, A und B folgen. C und A umkreisen wieder I, während B als Letzter II umkreist. Nun ist B Erster und A Letzter. A umkreist nun II, B und C tanzen weiter; A wird Erster und der Tanz beginnt von neuem.
Regel
A und B umtanzen zuerst alle 3 Hüte. A schließt daran einen Achter um I und II. B schließt daran einen Achter um II und III. C tanzt zuerst den Achter um II und I und anschließend um II und III. Während A und B ihren Achter austanzen, umkreist C nach Beendigung seiner beiden Achter II, um dann hinter A und B an seinen Ausgangspunkt zurückzukehren. A und B müssen bei der Schlussphase des Tanzes im Schreiten zurückhalten, während C die Fortbewegung beschleunigen muss, damit alle 3 Tänzer ihren Ausgangspunkt in gleichen Abständen erreichen.
Variante
Der Tanz wird auch mit 2 Hutreihen von 6 Tänzern oder mit 3 parallel liegenden Hutreihen von 9 Tanzenden ausgeführt. In den äußeren Reihen tanzen dann Tänzer, in der inneren Tänzerinnen oder umgekehrt. Siehe nebenstehende Skizze der Ausgangsstellung.
Zum Tanz
Raimund Zoder: Einen irrigerweise als „Hüatatanz“ statt Hüatltanz bezeichneten Tanz beschreibt S. Prinke in der II. Sammlung „Alte steirische Tänze“, 1926. Er wurde in Gößl am Grundlsee, also nahe bei Aussee, getanzt. Hier tanzen beliebig viele Tänzerinnen um eine Anzahl Hüte. H. E. Schneider berichtet in Niederdt. Zs. f. Vkde., 19. Jahrg., 1941, von einem in Hockstellung ausgeführten Männertanz um 3 Hüte aus dem 17. Jahrhundert. Das Umtanzen von 3 Mützen durch 3 Personen erwähnt A. Treichel in Zs. d. hist. Vereines für den Regierungsbezirk Marienwerder, 1887, Heft 21. Melodie und Beschreibung des „Odenwälder Huttanzes (Winneweh)“, ein Tanz von Tänzern und Tänzerinnen, hat Hans von der Au in Vld 41, 34, veröffentlicht. Auf einen von Abraham a Santa Clara in seiner Blasius-Predigt 1692 erwähnten „Ballo di Capello, ein hietltanz" machte mich freundlicherweise Leopold Schmidt, Wien, aufmerksam.
Das Tanzen um eine Person oder um Gegenstände ist uralter kultischer Brauch. Man umtanzte die Braut, die Kirche und den Altar, das Ahnengrab, den Brunnen und Herd, einen Baum (Bändertanz), das erste Veilchen und die letzte Garbe, einen Stein, Schwerter und Stäbe, Lichter und Leuchter, Schuhe, Hüte oder Mützen, Teller und Flaschen. Nach dem Vergessen des ursprünglichen Sinngehaltes fasste man diese Tänze als Geschicklichkeitsprobe auf.
Quellen
- Aufgezeichnet im Jahr 1925 von Fachlehrer Hans Gielge, Bad Aussee.
- Österreichische Volkstänze, 3. Teil, Raimund Zoder