Siebenschritt
aus dem Passeiertal
Paartanz im Kreis. Beliebig viele Paare.
Ausgangsstellung:
im Flankenkreis nebeneinander, Tänzer innen.
Fassung:
Der Tänzer legt seine Rechte an die rechte Hüfte der Tänzerin, sie legt ihre Linke auf die linke Schulter des Tänzers; freie Hände im Hüftstütz.
Ausführung:
Takt 1-2: 4 Nachstellschritte vorwärts in Tanzrichtung mit dem äußeren Fuß; beim letzten Schritt wird der innere Fuß nur noch nachgeführt und nicht mehr aufgesetzt. Am Ende schnelle halbe Drehung zueinander und Wechsel zur gegengleichen Fassung.
Takt 3-4: 4 Nachstellschritte vorwärts gegen Tanzrichtung, Tänzer mit dem rechten, Tänzerin mit dem linken Fuß; beim letzten Schritt wird der innere Fuß nur nachgeführt und nicht mehr aufgesetzt. Am Ende schnelle Vierteldrehung zueinander zur Aufstellung zueinander; gewöhnliche Fassung.
Takt 5: 2 Nachstellschritte seitwärts in Tanzrichtung (= vom Tänzer aus links seitwärts).
Takt 6: 2 Nachstellschritte seitwärts gegen Tanzrichtung (= vom Tänzer aus rechts seitwärts).
Takt 7-8: Mit 4 Dreherschritten zweimal rechts / im Uhrzeigersinn herumtanzen.
Takt 9-12: Wie Takt 5-8.
Aus Schweinsteg im Passeiertal, 1941 bei einer Tanzunterhaltung aufgezeichnet.
Die Kennmelodie wurde einem Notenblatt des Zitherspielers Josef Mair in
Schwoich bei Kufstein aus dem Jahre 1902 entnommen; die 2. und 3. Melodie spielte 1933
Heinrich Schneider-Larcher in Zimmermoos bei Brixlegg auf der Ziehharmonika.
Der Siebenschritt war im ganzen Land bekannt. Die Grundform seiner Bewegung - 7 Schritte
hin und her, 3 Schritte hin und her Drehtanz der Partner - wurde dabei vielfältig
abgewandelt.
Diese Tanzform war aber auch im gesamten deutschen Sprachraum bekannt. Sie erstreckte sich
im Norden bis Finnland, sie ist aus Frankreich überliefert, wurde in Savoyen, im Trentino
und in Friaul getanzt und war im Osten bis zu den Huzulen in der Bukowina und den Szekler
Madjaren in Siebenbürgen vorgedrungen.
Alter und Entstehung des Siebenschrittes sind noch ungeklärt. Die Siebenzahl der Schritte
entspricht der musikalischen Form und hat keine symbolische Bedeutung. Die ersten sicheren
Nachrichten liegen um das Jahr 1830 aus der Rheinpfalz vor; die Melodie ist jedoch schon
Ende des 18. Jahrhunderts aus Berlin und Umgebung belegt. Da der Siebenschritt auch
gleichmäßig in allen abgelegenen früheren deutschen Sprachinseln in Osteuropa vorkam,
dürfte er schon zur Auswanderungszeit bekannt gewesen sein, was auch wieder in die 2.
Hälfte des 18. Jahrhunderts führt.
Eine Sonderentwicklung nahm das Tanzmotiv - als Bauernmadl -
im altbairischen Gebiet. Es verband sich dort mit einem Walzer, der oft das musikalische
Motiv im 3/4-Takt bringt, oder in neuerer Zeit mit dem Partnerwechsel. Ein Ausläufer
dieser Sonderentwicklung reicht in das stark bayrisch beeinflußte Grenzgebiet
Erpfendorf-Waidring-Lofer (Salzburg).
Quelle: Karl Horak, Tiroler Volkstanzbuch, Musikverlag Helbling, Innsbruck, 1974.